Ein bisher unbekannter Mechanismus zur Übermittlung des Botenstoffes Dopamin könnte neue Möglichkeiten für die Behandlung psychischer Erkrankungen eröffnen. Neben einem schnellen und einem langsamen Wirkmechanismus des Neurotransmitters haben amerikanische Biowissenschaftler nun auch eine sehr langsame, über Stunden anhaltenden Wirkweise entdeckt.
Der Botenstoff
Dopamin hängt mit dem Belohnungssystem des Gehirns zusammen und wird mit positiver Stimmung und Motivation in Verbindung gebracht. Zu hohe Konzentrationen scheinen jedoch zu psychischen Erkrankungen wie
Schizophrenie oder
Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Störungen zu führen. Der Mechanismus, bei dem die Wirkung des Botenstoffes nur für einige Minuten anhält, wurde bereits in einer Vielzahl von Studien untersucht. Die Wissenschaftler entdeckten nun jedoch einen zweiten Mechanismus, bei dem die Dopaminwirkung über Stunden oder sogar unbegrenzt lange anhalten kann.
Dies sei eine wichtige Entdeckung, da bei vielen psychischen Erkrankungen gerade die langfristige Stimulation durch Dopamin die Krankheit aufrechterhalte, erläutert Caron. Auch die Wirkung von Drogen auf das Gehirn kann so möglicherweise besser verstanden werden. Denn Dopamin spielt eine wichtige Rolle bei der Entwickung von Abhängigkeit, da fast alle Drogen den Dopaminspiegel anheben und so zu Stimmungshochs führen.
“Nun kann auch untersucht werden, ob und wie der neu entdeckte Übertragungsweg durch Substanzen gehemmt werden kann, mit denen sich psychische Erkrankungen besser behandeln lassen”, sagt Caron. Sollte sich in weitere Studien nachweisen lassen, dass die verschiedenen Wirkwege tatsächlich unabhängig voneinander beeinflussbar sind, könnte dies zum Beispiel Nebenwirkungen bei der Behandlung schizophrener Erkrankungen verbessern.
Marc Caron ( Duke University Medical Center, Durham, USA) et al.: Cell (Ausgabe 29. Juli 2005)
ddp/wissenschaft.de – Christine Amrhein