Körperliche Aktivität hält nicht nur das Herz-Kreislauf-System und den Bewegungsapparat gesund, es bremst auch die Alterung der Zellen. Das haben britische Wissenschaftler bei Untersuchungen an rund 2.400 Zwillingen entdeckt. Bei sportlich aktiven Versuchsteilnehmern hatte die Länge der Chromosomen-Enden mit dem Alter im Vergleich zu inaktiven Probanden deutlich weniger abgenommen, fanden die Forscher um Lynn Cherkas vom King’s College in London heraus. Die Länge dieser sogenannten Telomere gilt als wichtiger Maßstab für die Alterung von Zellen.
In ihre Untersuchung bezogen die Wissenschaftler rund 900 zweieiige, rund 180 eineiige Zwillingspaare und etwa 240 Zwillinge ein, bei denen sie nur einen der beiden Geschwisterteile untersuchen konnten. Die Forscher fragten die Probanden nach dem Lebensstil, der Art und Häufigkeit körperlicher Aktivität, den Rauchgewohnheiten und bestehenden oder früheren Krankheiten. Zudem gewannen sie bei jedem Freiwilligen aus einer Blutprobe
weiße Blutkörperchen, extrahierten deren DNA und bestimmten die Länge der Telomere.
Diese fadenartigen Strukturen am Ende jedes Erbgutsmoleküls werden mit jeder Verdoppelung der DNA bei der Zellteilung etwas kürzer. Unterschreiten sie eine kritische Länge, geht genetische Information verloren und die Zelle kann ihre Aufgabe nicht mehr voll erfüllen. Die Länge der Telomere gilt daher als wichtiger Indikator, wie weit die Alterung bei einem Organismus bereits fortgeschritten ist.
Dieser Prozess lässt sich durch körperliche Aktivität bremsen, fanden die Forscher in ihrer Auswertung heraus: Körperlich besonders aktive Probanden wiesen im Vergleich zu nahezu unaktiven Studienteilnehmern eine Telomerlänge auf, die einem Altersunterschied von etwa zehn Jahren entspricht, ergaben die Messungen. Weitere Faktoren wie Rauchen oder Übergewicht hatten die Wissenschaftler dabei schon herausgerechnet.
Wie körperliche Aktivität den Alterungsprozess in der Zelle genau beeinflusst, wissen die Forscher jedoch noch nicht. Sport und Bewegung hemmen Entzündungsreaktionen und helfen dabei, oxidativen Stress in den Zellen abzubauen, was sich auch positiv auf die Telomerlänge auswirken könnte, führen die Wissenschaftler als mögliche Erklärung an.
Lynn Cherkas (King’s College, London): Archives of Internal Medicine, Band 168, S. 154 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald