Auf den Namen ?Spigelia genuflexa? haben Forscher jetzt ein neues Mitglied der bekannten Pflanzenwelt getauft, das ein Amateur-Botaniker in Brasilien entdeckt hat. Der Name sagt bereits aus, was dieses kleine Pflänzchen auszeichnet – ?Genuflexa? bedeutet, ?sie beugt ihre Samenträger?: Nachdem sich die Früchte der etwa 2,5 cm großen Pflanze gebildet haben, neigt sich der tragende Stängel in Richtung Boden, wächst weiter und vergräbt dann die Samen im nahen Erdreich, um ihnen beste Keim-Bedingungen zu sichern. Diese Strategie wird ?Geocarpy? genannt und ist nur von sehr wenigen Pflanzenarten bekannt, darunter allerdings eine prominente: Die Erdnuss bohrt ebenfalls ihre Samenträger nach der Reife in den Boden. Es handelt sich bei der Erdnuss allerdings um eine ganz andere Pflanzenfamilie als bei der neu entdeckten Pflanzenart, sagen die Botaniker um Lena Struwe von der State University of New Jersey.
Ähnlich kurios wie die Vermehrungsstrategie von Spigelia genuflexa ist auch ihre Entdeckungsgeschichte: José Carlos Mendes Santos, einem einfacher Arbeiter aus Bahia in Brasilien war das winzige Pflänzchen mit den roten und weißen Blüten aufgefallen, als er gerade seine Notdurft hinter einem Busch verrichtete. Er grub es aus und brachte es zu Alex Popovkin, einem ihm bekannten Hobby-Botaniker, der bereits über 800 Pflanzenarten auf seinem Anwesen in Bahia identifiziert hat. Das seltsame Kräutlein wuchs nun für einige Zeit auf der Fensterbank des gebürtigen Russen und Popovkin versuchte es verzweifelt zu bestimmen. Er wandte sich schließlich hilfesuchend an Botaniker aus Brasilien, Großbritannien und den USA. Die Experten konnten dem Pflänzchen allerdings nur die Gattung Spigelia zuordnen ? die Art war also unbekannt.
Lena Struwe bot Popovkin nun an, gemeinsam mit ihm die Pflanze zu untersuchen und eine Veröffentlichung über sie zu schreiben. Die Wissenschaftlerin ließ sogar DNA-Analysen durchführen, die ebenfalls bestätigten, dass die Pflanze eine bisher unbekannte Art der Gattung Spigelia ist, die rund 50 Vertreter weltweit umfasst. ?Man könnte meinen, wir hätten bereits die Pflanzenwelt ausführlich kategorisiert ? dem ist aber nicht so, betont Struwe. ?Diese Entdeckung verdeutlicht, dass es noch viele faszinierende Arten gibt, die noch keinen Namen tragen?, so die Botanikerin.
Alex Popovkin, Hobby-Botaniker aus Bahia, Brasilien et al.: PhytoKeys, doi:10.3897/phytokeys.6.1654 wissenschaft.de –
Martin Vieweg