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Kurios: Vom Fressfeind zum Baby-Transporter

Erde|Umwelt

Kurios: Vom Fressfeind zum Baby-Transporter
Hart wie Pflanzensamen: Nachdem die Eier von Gespenstschrecken (links) durch das Verdauungssystem von Vögeln gewandert waren, schlüpften aus ihnen Jungtiere. (Fotos: Kōbe Universität)

Von einem Vogel gefressen zu werden, ist für eine „trächtige“ Gespenstschrecke nicht unbedingt die Katastrophe, zeigt eine Studie: Die Eier dieser Insekten können ähnlich wie manche Pflanzensamen die Verdauung von Vögeln überstehen und noch Jungtiere hervorbringen. Möglicherweise tragen Vögel auf diese Weise zur weiten Verbreitung ihrer flugunfähigen Opfer bei, sagen die Forscher.

Bunte Beeren und Früchte – viele Pflanzenarten sind dafür bekannt, dass sie ihre Samenträger Vögeln demonstrativ anbieten, denn die enthaltenen Samen werden von den Tieren nach dem Verzehr unbeschadet wieder ausgeschieden und können keimen. Auf diese Weise werden Vögel zu einem Transportmittel für die Ausbreitung dieser Pflanzenarten. Damit sie die Verdauung überstehen können, sind die Samen durch eine robuste Schale gut geschützt. Insekteneier sind hingegen in der Regel recht weich und bieten deshalb nur vergleichsweise wenig Schutz.

Wozu die harten Eierschalen?

Doch wie die Forscher um Kenji Suetsugu von der Kobe Universität in Japan berichten, bilden die Eier einiger Arten aus der Gruppe der Gespenstschrecken (Phasmiden) eine Ausnahme von dieser Regel: Sie zeichnen sich durch eine ausgesprochen robuste Schale aus. So stellten sich die Biologen die Frage, ob diese ungewöhnlich widerstandsfähigen Insekteneier möglicherweise ähnlich wie manche Pflanzensamen unbeschadet durch die Verdauung von Vögeln gelangen und anschließend noch ein Jungtier hervorbringen können.

Um ihren Verdacht zu überprüfen, führten die Forscher Versuche mit Vögeln der Art Hypsipetes amaurotis durch. Dieser in Japan beheimatete sogenannte Orpheusbülbül ist bekannt dafür, dass er Gespenstschrecken trotz ihrer raffinierten Tarnung oft erspäht und verspeist. Für die Studie verfütterten die Wissenschaftler gezielt Eier von drei unterschiedlichen Gespenstschrecken-Arten an einige dieser Vögel. Anschließend sammelten sie deren „Geschäftchen“ ein und untersuchten, ob einige Eier diese Prozedur überstanden haben und möglicherweise aus ihnen noch kleine Gespenstschrecken schlüpfen konnten.

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Gefressen – ausgeschieden – geschlüpft

Es zeigte sich: Zwischen fünf und 20 Prozent der Eier aller drei Gespenstschrecken-Arten wurden unversehrt wieder ausgeschieden. Offenbar kann ihre Hülle demnach einen Schutz vor der Verdauung der Vögel bieten. Die Forscher konnten auch eindeutig dokumentieren, dass ein Leben nach dem Gefressenwerden möglich ist: Aus einigen Eiern schlüpften tatsächlich kleine Gespenstschrecken.

Wie Suetsugu und seine Kollegen erklären, tragen erwachsene weibliche Exemplare dieser Insekten in der Regel Eier in sich und werden folglich in diesem Zustand auch häufig von Vögeln vertilgt. Es scheint sich somit abzuzeichnen, dass einige Gespenstschrecken-Arten ihre Fressfeinde als weitreichende Transportmittel für ihren Nachwuchs nutzen können. Den Forschern zufolge liefert dies in einigen Fällen auch eine Erklärung für ein Phänomen, über das sich schon Charles Darwin einst wunderte: Wie manche flugunfähige Insektenarten entlegene Inseln erreichen konnten.

Quelle: Kōbe Universität, Ecologie doi: 10.1002/ecy.2230

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