Das Wesentliche ihres Plans: die Umwelt nachhaltig stärken und auf extremere Wetterlagen vorbereitet sein. Dafür wurde Kopenhagen jüngst mit dem dänischen “INDEX: Award” belohnt – dem weltweit größten Design-Award. Die Organisation “INDEX: Design to improve the world” zeichnet jedes Jahr Ideen, Projekte und Erfindungen aus, die nicht nur schön aussehen, sondern auch einen Beitrag für eine bessere Welt leisten. Kopenhagens Masterplan umfasst beide Facetten – zumindest auf dem Papier.
Die Idee ist es, die kommenden klimatischen Herausforderungen jetzt schon anzugehen und so Schäden vorzubeugen. Denn auf die dänische Kapitale könnten diverse Wetterkapriolen zukommen: extreme Hitzewellen, regnerische Winter, überhaupt häufiger Regenfälle, und der Meeresspiegel dürfte ebenfalls steigen. Um den Wassermassen gewachsen zu sein, sollen daher im gesamten Stadtgebiet grüne Zonen entstehen. Das Zauberwort lautet lokales Regenmanagement: mehr Bäume und Parkanlagen, Wasserläufe und Seen würden einerseits dazu dienen, mehr Wasser aufzunehmen und die Kanalisation zu entlasten. Andererseits haben sie an heißen Tagen eine kühlende Wirkung und regulieren die Oberflächentemperatur der Asphaltflächen.
Mehr Vegetation würde auch der Luftverschmutzung entgegenwirken und den Kohlenstoffdioxid-Gehalt in der Luft verringern. Denn auch hier verfolgen die Kopenhagener ein ambitioniertes Ziel: Bis 2025 will die Stadt CO2-neutral sein. Ihr Vorhaben möchten die Hauptstadtdänen durch die Anlage neuer Grünflächen, Windkraftanlagen und energieeffizienterer Gebäude umsetzen und: Elektroautos fördern. Für diese stehen übrigens schon jetzt freie Parkplätze und Ladestationen zur Verfügung. Außerdem planen die Kopenhagener eine Vielzahl kleiner Maßnahmen, um sich auf Flutszenarien vorzubereiten: Man will ein Regenwarnsystem installieren, Wasserbecken anlegen und Dämme bauen.
Was vielleicht utopisch klingt, könnte zum Vorzeigemodell werden. Die Stadt besitzt schon jetzt genügend grünes Potential. Ungefähr 40 Prozent der Kopenhagener steigen täglich aufs Rad, um zur Arbeit zu fahren. Die “Superhighways” der Radfahrer sind mittlerweile zum Vorbild für viele andere Großstädte geworden. Der jährliche CO2-Verbrauch der Einwohner liegt pro Kopf bei “nur” fünf Tonnen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es zehn Tonnen, in den USA sogar 20. Und auch das mittelfristige Ziel, die gesamten CO2-Emissionen im Vergleich zu 2005 um 20 Prozent zu senken, ist schon erreicht.
Ob der große Plan gelingt, hängt allerdings auch von einigen anderen Faktoren ab: der dänischen Regierung, der Europapolitik und der Industrie. Geplant ist etwa, eine Straßenmaut oder eine umweltfreundlichere Fahrzeugtechnik einzuführen – dazu braucht es aber entsprechende Gesetze und den Kooperationswillen der Autoindustrie. Doch im Zuge ihrer Klimawandel-Kampagne erhoffen sich die Kopenhagener auch neue Jobs, mehr Erholungsräume und ein schöneres Stadtbild. Kurzum: eine lebenswertere Hauptstadt.
Nina Hölzl
Foto: INDEX: Design to Improve Life