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Koordination unter Vampir-Freunden

Fledermäuse

Koordination unter Vampir-Freunden
Vampirfledermäuse sind für ihr erstaunlich komplexes Sozialverhalten bekannt. (Bild: Michel VIARD/iStock)

Skurril und erstaunlich sozial: Forscher haben neue Einblicke in die persönlichen Beziehungen zwischen Vampirfledermäusen gewonnen. Die Bedeutung der Bindung geht offenbar über die gegenseitige Pflege in der Kolonie hinaus: Befreundete Tiere verlassen den Schlafplatz zwar getrennt, bei ihren blutrünstigen Jagdaktivitäten finden sie sich aber offenbar zusammen. Möglicherweise sprechen sich die Tiere durch spezielle Laute dabei ab, vermuten die Wissenschaftler.

Ihre Ernährungsweise hat so manche Gruselgeschichte inspiriert: Während andere Fledermausarten Insekten jagen, zapfen die Vampirfledermäuse (Desmodus rotundus) größeren Tieren wie Rindern das Blut ab. Die in warmen Regionen Amerikas verbreiteten Fledertiere landen dazu nachts auf ihren Opfern, ritzen mit ihren scharfen Zähnen deren Haut an und lecken dann das austretende Blut. Den Tag verbringen die skurrilen Gesellen in Kolonien bis zu mehreren hundert Tieren, die sich oft in hohlen Bäumen befinden.

In diesen Quartieren zeigen die Tiere ein erstaunlich komplexes Sozialverhalten, dessen Erforschung sich Wissenschaftler schon seit einiger Zeit widmen. Sie konnten bereits dokumentieren, dass jedes Tier sein persönliches soziales Netzwerk innerhalb der Kolonie besitzt – vor allem die Weibchen bilden demnach intensive Beziehungen zu bestimmten Individuen aus. Sie suchen dabei nicht nur die Nähe der Freunde und putzen sich im Quartier gegenseitig, sie füttern dort erfolglose Sozialpartner sogar mit heraufgewürgtem Blut.

Wie weit geht die Freundschaft?

Bisher blieb allerdings unklar, ob sich die freundschaftlichen Verhaltensweisen nur auf die Kontakte innerhalb der Quartiere beschränken oder ob Vampir-Freunde auch bei ihren nächtlichen Ausflügen gemeinsame Sache machen. Dieser Frage sind Simon Ripperger und Gerald Carter von der Ohio State University in Columbus nun durch raffinierte Technik bei einer Versuchskolonie in Panama nachgegangen: Sie haben einige weibliche Fledermäuse, deren freundschaftliche Verhältnisse aus früheren Beobachtungen bekannt waren, mit Näherungssensoren ausgerüstet. Die Mini-Computer waren so klein und leicht, dass sie von den Fledermäusen wie eine Art Rucksack getragen werden konnten. Die Geräte protokollierten dann die Interaktionen zwischen den Versuchstieren auf ihren nächtlichen Ausflügen zu der benachbarten Viehweide.

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Die Auswertungen ergaben: Die Fledermäuse verlassen den Schlafplatz meist einzeln – offenbar brechen sie nicht in sozialen Gruppen oder gemeinsam mit Partnern zur Nahrungssuche auf. Doch wie die Auswertungen der Näherungssensoren zeigten, kamen die befreundeten Weibchen auffallend häufig weit vom Schlafplatz entfernt wieder zusammen. Bei nicht sozial verbunden Tieren der Kolonie war dies nicht der Fall. “Wir zeigen, dass sich die sozialen Bindungen von Vampirfledermäusen nicht nur auf die Körperpflege und das Teilen von Nahrung am Schlafplatz beschränken, sondern dass verbundene Individuen sogar gemeinsam jagen, was die Komplexität ihrer sozialen Beziehungen verdeutlicht”, so die Forscher.

Koordination zeichnet sich ab

Wie sie erklären, legen die Daten nahe, dass sich die befreundeten Individuen bei ihren tierischen Opfern treffen und dort gemeinsam ihrem blutigen Treiben nachgehen. Das könnte darauf hindeuten, dass sie sich gezielt miteinander in Verbindung setzen. “Irgendwie finden sie sich auf der Rinderweide zusammen – wir glauben, dass sie sich koordinieren”, so Carter. Möglicherweise tauschen sie auch Informationen über Opfer oder den bereits eröffneten Zugang zu einer Wunde aus. Diese Zusammenarbeit könnte den Zeit- und Arbeitsaufwand bei der blutigen Ernährungsweise der Tiere verringern, spekulieren die Forscher.

Video- und Audioaufnahmen von Vampirfledermäusen bei der Nahrungsaufnahme unterstützen die These, dass Lautkommunikation bei den Treffen eine Rolle spielt, berichten die Forscher: Ripperger fiel bei den Untersuchungen eine bestimmte Art von Vokalisation auf, die offenbar mit der Futtersuche zusammenhängt. “Ich konnte sehen, dass die Fledermäuse riefen, wenn sie allein auf einer Kuh waren”, berichtet Ripperger. Bislang bleiben aber noch Fragen offen. Vielleicht können die Forscher nun durch weitere Untersuchungen genauere Einblicke in die Kommunikation der geheimnisvollen Wesen der Nacht gewinnen.

Quelle: Ohio State University, Fachartikel: PLoS Biology, doi: 10.1371/journal.pbio.3001366

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