Manche sind wunderschön, andere tanzen bezaubernd, einige singen betörend… Um Weibchen für sich zu gewinnen, haben die Männchen verschiedener Tierarten teils erstaunliche Strategien entwickelt. So auch bei den Kolibris: Die Männchen der winzigen Vögel “singen” für ihre Herzensdamen, indem sie ihre Schwanzfedern im Sturzflug zum Klingen bringen. Nun haben Forscher entdeckt, dass männliche Veilchenkopfelfen dabei zusätzlich einen kuriosen akustischen Trick einsetzen: Sie spielen mit dem Doppler-Effekt, um die Geschwindigkeit ihrer Flugmanöver zu verbergen.
Sie gehören zu den erstaunlichsten Vertretern der Vogelwelt: Kolibris sind winzig, können wie Hubschrauber auf der Stelle fliegen und dabei mit ihren langen Schnäbeln Nektar aus Blüten zapfen. Doch die Liste an Besonderheiten ist noch länger, wie frühere Studien bereits dokumentiert haben: Die Männchen einiger Arten beeindrucken ihre Weibchen durch rasante Flugmanöver, bei denen sie ihre Schwanzfedern wie eine Harfe im Luftstrom erklingen lassen. Während andere Vögel singen, machen die Winzlinge somit gleichsam Musik mit ihren Federn.
Feder-Musik mit akustischen Tricks
Wie die Forscher um Christopher Clark von der University of California in Riverside nun berichten, zeigt eine spezielle Kolibriart dabei ein besonders ungewöhnliches Verhalten: Die Männchen der in den USA und Mexiko beheimateten Veilchenkopfelfe (Calypte costae) sausen nicht vor ihren Weibchen auf und nieder, sondern passieren sie seitlich. Die Biologen haben die Vögel dabei mit raffinierter Technik beobachtet – mit einem System, das die Flugmanöver sowohl visuell als auch akustisch genau erfasst. Sie führten mit den Vögeln außerdem Experimente in einem Windkanal durch, um zu untersuchen, wie deren Geschwindigkeit und Bewegung die Geräusche beeinflussen, die sie erzeugen.
Die Forscher stellten auf diese Weise fest, dass die Vogelmännchen durch die Wahl ihrer Flugbahn Kontrolle über die akustischen Merkmale des Tones ausüben, der das Weibchen erreicht. Konkret minimieren sie dabei den Doppler-Effekt, sagen die Forscher. Bekannt ist er vom Martinshorn vorbeifahrender Rettungsfahrzeuge: Durch die Bewegung der Schallquelle werden die Signale in Fahrtrichtung gestaucht und nach hinten gedehnt. Hörbar wird diese Modulation der Schallwellen durch die Veränderung der Tonhöhe. Deshalb hört sich das “Tatü…Taataa” so verzogen an, wenn ein Rettungsfahrzeug an uns vorbeifährt. In den Merkmalen dieses Effekts stecken somit auch Informationen über die Geschwindigkeit eines tönenden Objektes.
Die Geschwindigkeit wird weniger hörbar
Wie die Forscher berichten, gelingt es den Veilchenkopfelfen-Männchen, durch die seitlich vor dem Weibchen ausgeführte Flugkurve, diesen Effekt und damit die Geschwindigkeitsinformation kaum wahrnehmbar zu machen. Zusätzlich stellen sie dabei einen Teil ihrer Schwanzfedern auf, um die Herzensdame bestmöglich mit ihrem „bezaubernden“ Ton zu beschallen. Doch wozu der ganze Zirkus? Den Forschern zufolge finden die Vogelweibchen Männchen besonders attraktiv, die sehr schnelle Flugmanöver absolvieren können. Offenbar entnehmen sie die Geschwindigkeitsinformationen dabei dem Doppler-Effekt. Statt noch schneller zu fliegen, haben die Vogelmännchen deshalb wohl ein System entwickelt, das die Bedeutung diese akustischen Indikators schwinden lässt. “Als ich erkannte, dass es für uns Wissenschaftler schwierig ist, die Geschwindigkeit anhand der Akustik einzuschätzen, wurde mir klar, dass es für ein Weibchen bestimmt auch nicht einfach wäre”, so Clark.
Die Ergebnisse fügen den bekannten Strategien, wie männliche Tiere ihre Weibchen umgarnen, nun einen neuen Aspekt hinzu. Die meisten Untersuchungen haben sich den Forschern zufolge bisher auf Attribute wie beeindruckende Farben oder Formen konzentriert. „Die Studie belegt nun auch andere Darstellungsformen und wie Männchen ihr Leistungen dabei sogar strategisch kontrollieren, um sich im bestmöglichen Licht zu präsentieren“, resümiert Clark.