Vor zwei Jahren hatte eine koreanische Arbeitsgruppe berichtet, dass Reispflanzen bei Beschallung mit Tönen von 125 Hertz oder 250 Hertz die Aktivität bestimmter Gene steigern. Seither wird darüber diskutiert, ob Pflanzen hören können.
Unter Wissenschaftlern ist das heftig umstritten. Viele halten es schlichtweg für Unsinn. Andererseits sagen etliche Pflanzenphysiologen wie Dieter Volkmann, emeritierter Professor vom Institut für Zelluläre und Molekulare Biologie der Universität Bonn, und Frantisek Baluska, ebenfalls von der Universität Bonn, sie seien überzeugt, dass Pflanzen Geräusche wahrnehmen können, weil Schallwellen einen mechanischen Reiz auf die Pflanzenmembranen ausüben.
Fest steht, dass Pflanzen mechanische Reize wie Wind, Regentropfen, pflanzenfressende Schädlinge und Gravitation spüren. Die Pflanzen reagieren mit Verstärkung des Stängels, Produktion von Abwehrstoffen oder Wurzelwachstum. Manches Grünzeug, etwa fleischfressende Pflanzen, spricht auf Berührung sogar sehr leicht an.
Dass Pflanzen auch subtile mechanische Reize wie Schallwellen registrieren, ist aber zweifelhaft. Falls ihre Zellmembranen die vom Schall erzeugten winzigen Luftbewegungen tatsächlich wahrnehmen und darauf reagieren, dann können die Pflanzen – physikalisch gesehen – wirklich hören. Einen Beweis dafür gibt es aber nicht. Auf jeden Fall glaubt kein seriöser Forscher, dass irgendein Gewächs in der Lage ist, Straßenlärm von der Mondscheinsonate zu unterscheiden.