Rund 40 Prozent des Koala-Gebiets sind aktuell von Buschbränden bedroht, die den Fortbestand der flauschigen Kleinbären gefährden. Bis zum Jahr 2070 könnte diese Zahl bereits auf 45 Prozent gestiegen sein, wie Forschende nun herausgefunden haben. Doch nicht nur die Flammen an sich könnten zum Tod zahlreicher Koalas führen, sondern auch der darauffolgende Nahrungsmangel und die Zersprengung einzelner Populationen. Der Koala-Schutz steht dadurch vor noch größeren Herausforderungen als ohnehin.
Der graue, flauschige Koala ist eines der ikonischsten Beuteltiere Australiens, doch sein Leben besteht nicht nur aus dem entspannten Eukalyptus-Mampfen. Der Kleinbär hat mit zahlreichen Problemen zu kämpfen, darunter schrumpfendem Lebensraum, dem Angriff durch Hunde sowie mit Autounfällen und Buschbränden. Die Australian Koala Foundation schätzt daher, dass es mittlerweile nicht einmal mehr 100.000 wildlebende Koalas gibt.
Feuerland Australien
Um mehr über die Gefährdung des Koalas zu erfahren, haben Forschende um Farzin Shabani von der Universität Katar nun einen Blick in die Zukunft des Beuteltieres geworfen. Konkret haben sie ermittelt, in welchen Koala-Gebieten die Gefahr eines Buschbrandes erhöht ist und wie stark sich diese Risikogebiete bis zum Jahr 2070 ausgebreitet haben werden. Dafür erstellte das Team Karten, die die Feueranfälligkeit in ganz Australien abbilden und dabei Faktoren wie Trockenheit, Temperatur und Nähe zum nächsten Fluss miteinbeziehen. Indem Shabani und seine Kollegen diese Bedingungen ebenso für die Zukunft schätzten, konnten sie auch ermitteln, wie sehr sich diese Risikogebiete bis 2070 ausgedehnt haben könnten und wie stark sie sich bis dahin mit den Koala-Lebensräumen überlappen.
Das Ergebnis: Derzeit weisen 14,9 Prozent des australischen Kontinents eine hohe bis sehr hohe Feueranfälligkeit auf, wodurch auch 39,95 Prozent der Koala-Gebiete betroffen sind, wie die Forschenden berichten. Bis zum Jahr 2070 werden sich diese Feuergebiete wahrscheinlich noch weiter ausgebreitet haben, sodass dann 15,66 Prozent Australiens und 44,61 Prozent der Koala-Habitate von Buschbränden bedroht sein könnten. Besonders schlecht sieht die Zukunft laut Shabani und seinen Kollegen in den Bundesstaaten Südaustralien und Queensland aus. Bis 2070 könnte dort 65,24 beziehungsweise 89,11 Prozent der Koala-Gebiete besonders anfällig für Buschbrände sein.
Schlechte Aussichten für die Koalas
„Waldbrände werden die Koala-Populationen in Zukunft zunehmend beeinträchtigen. Wenn dieses ikonische und gefährdete Beuteltier geschützt werden soll, müssen die Erhaltungsstrategien an diese Bedrohung angepasst werden“, sagt Shabani. Demnach werden die Koalas nicht nur den Flammen direkt zum Opfer fallen, sondern auch an den Folgen der Brände wie fragmentierten Lebensräumen oder Nahrungsmangel sterben. Gerade kleinere und isolierte Populationen könnten so künftig lokal aussterben, warnt Shabani.
Doch selbst wenn in den nächsten 50 Jahren kein einziges Feuer bis ins Koala-Gebiet vordringen sollte, steht es trotzdem schlecht um die pelzigen Kleinbären, wie die Forschenden herausgefunden haben. Demnach zeigen die Daten, dass der für Koalas geeignete Lebensraum so oder so bis zum Jahr 2070 um bis zu 62 Prozent seiner bisherigen Größe schrumpfen könnte. Der Koala-Schutz der nächsten Jahrzehnte steht also auch ohne Buschbrände bereits vor großen Herausforderungen.
Quelle: Flinders University; Fachartikel: Environmental Technology & Innovation, doi: 10.1016/j.eti.2023.103331