2010 im westlichen Russland, 2009 in Australien, 2007 in Griechenland, 2003 in ganz Europa: In den vergangenen Jahren haben heftige Hitzewellen immer wieder Opfer von Mensch und Natur gefordert. So hat der heiße Sommer vor 12 Jahren in Europa nach Einschätzungen der Weltgesundheitsorganisation in allen betroffenen Ländern zusammen etwa 70.000 zusätzliche Todesopfer verursacht. Sieben Jahre später lagen in Russland die Temperaturen im Juli und August in vielen Städten über eine längere Periode bei 40 °C – 10 °C über dem sonst üblichen Mittel. Die Folge waren unter anderem großflächige Wald- und Torfbrände.
Diese extremen Wetterereignisse der jüngsten Zeit sind Forschern zufolge der Höhepunkt eines Trends, der sich schon seit vier Jahrzehnten abzeichnet. Eine Auswertung von Wetterdaten aus städtischen Gebieten aus der ganzen Welt zeigt das deutlich. Demnach hat eine Mehrheit der Städte zwischen 1973 und 2012 einen signifikanten Anstieg von Hitzewellen erlebt.
Heiße Tage und noch mehr heiße Nächte
Für ihre Untersuchung haben die Umweltwissenschaftler um Vimal Mishra vom Indian Institute of Technology anhand von Informationen aus dem größten Archiv für Wetterdaten, dem National Climatic Data Center, die Wetterentwicklung in 217 städtischen Gebieten analysiert. Dabei suchten sie nach Temperatur-, Wind- und Niederschlagsextremen, identifizierten einzelne extrem heiße Tage sowie Hitzewellen – Perioden über einen Zeitraum von sechs oder mehr Tagen, in denen die maximale Tagestemperatur in der Region höher war als an 99 Prozent aller Tage des untersuchten Zeitraums von 1973 bis 2012. Die Ergebnisse zeigen: In über der Hälfte der betrachteten Regionen ist die Zahl extrem heißer Tage im Laufe der vergangenen vierzig Jahre signifikant gestiegen. Die Zahl heißer Nächte nahm sogar bei fast zwei Dritteln signifikant zu. Insgesamt konnten die Forscher einen deutlichen Anstieg von Hitzewellen feststellen. Vier der fünf Jahre mit den meisten Hitzewellen sind dabei die jüngsten Jahre in der Auswertung, nämlich 2009, 2010, 2011 und 2012. Eine ähnliche Entwicklung hätten die Forscher auch für Niederschlagsextreme erwartet. „Doch hier war die Veränderung überraschenderweise moderater “, äußert sich Hauptautor Mishra.
Mehr Wetterstationen für bessere Vorhersagen
Die Studie ist die erste, die sich ausschließlich mit dem Ausmaß von Wettextremen auf einer globalen Ebene beschäftigt und ein besonderes Augenmerk auf städtische Gebiete legt. Damit tragen die Wissenschaftler der Tatsache Rechnung, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in städtischen Regionen lebt. „Diese Gebiete machen zwar einen relativ kleinen Teil der globalen Landfläche aus. Sie sind jedoch das Zentrum des Wohlstands”, so Mishra. So könnten durch Hitzewellen verursachte Schäden unter Umständen weitreichende wirtschaftliche Verluste verursachen.
Wie Klima- und Wetterextreme Infrastrukturen und Ökosysteme in städtischen Regionen im Detail beeinflussen, das wollen die Forscher jetzt untersuchen. Klar sei, die aktuellen Ergebnisse hätten wichtige Konsequenzen für politische Entscheidungsträger, so ihr Fazit. Schließlich betreffe die Entwicklung viele Bereiche auch des öffentlichen Lebens. Vermehrt auftretende Hitzewellen könnten zum Beispiel zu einer erhöhten hitzebedingten Sterblichkeit führen. Ebenso werde aufgrund solcher Wetterextreme die Nachfrage nach Klimaanlagen steigen. Niederschlagsextreme auf der anderen Seite verlangen eine Infrastruktur, die auf große Mengen Regenwasser oder auf Sturmfluten adäquat reagieren kann. Mishra und seine Kollegen fordern deshalb, die Dichte der Wetterstationen in den Städten und umliegenden Gebieten weiter zu erhöhen. Nur so seien in Zukunft genaue Vorhersagen möglich, auf deren Basis wichtige Entscheidungen getroffen werden können.