Auch Deutschland ist nicht vor den Folgen des Klimawandels gefeit – im Gegenteil. Der aktuelle Monitoringbericht der Bundesregierung belegt, dass die Erwärmung in Deutschland sogar über dem weltweiten Durchschnitt liegt und dass auch die Klimafolgen bei uns schon deutlich spürbar sind: Vor allem im Westen und Süden nimmt die Sommerhitze zu, während es im Winter bundesweit um rund 25 Prozent mehr regnet. Gleichzeitig sorgen Wetterextreme wie Stürme, Starkregen und Dürren für immer mehr Schäden.
Spätestens der extrem heiße und trockenen Sommer des Jahres 2018 hat vielen Menschen in Deutschland vor Augen geführt, was der Klimawandel auch hierzulande bedeuten kann. Auch Überschwemmungen und Stürme werfen immer wieder die Frage auf, ob dies nur natürliche Ausreißer sind oder aber schon erste Symptome des Klimawandels. Mehr Klarheit in dieser Frage schafft nun der Monitoringbericht 2019 der Bundesregierung, für den knapp 200 Experten aus Wissenschaft, verschiedenen Organisationen und Behörden historische und aktuelle Wetter- und Klimadaten ausgewertet hat.
1,5 Grad wärmer und mehr Hitzeperioden
Das Ergebnis: Der Klimawandel ist auch in Deutschland bereits deutlich nachweisbar – sowohl in Veränderungen des Wetters als auch bei den Klimafolgen. So hat sich dem Bericht zufolge die mittlere Lufttemperatur in Deutschland von 1881 bis 2018 um 1,5 Grad erhöht – dies sind 0,5 Grad mehr als im globalen Mittel für den gleichen Zeitraum. Allein in den letzten fünf Jahren sind die deutschen Mitteltemperaturen um 0,3 Grad angestiegen. Besonders stark erwärmt haben sich dabei die südlichen und westlichen Bundesländer, der Norden und Osten liegen leicht unter dem bundesweiten Durchschnitt.
Begleitend zur allgemeinen Erwärmung haben auch die Hitzeextreme zugenommen. “Seit 1951 hat die Anzahl der heißen Tage im Flächenmittel von etwa drei Tagen pro Jahr auf derzeit im Mittel etwa zehn Tage pro Jahr zugenommen”, heißt es im Monitoringbericht. Während es vor 1994 noch nie mehr als zehn solcher Tage mit Temperaturen über 30 Grad gegeben hat, ist dies inzwischen häufiger der Fall – zuletzt 2003, 2015 und 2018. Besonders oft treten Hitzetage dabei im Osten und im Rhein-Main-Gebiet auf – hier sind es im Schnitt schon bis zu 18 Hitzetage pro Jahr. Auch Hitzewellen mit mehr als 30 Grad über mindestens zwei Wochen Dauer haben in Deutschland zugenommen. Als Folge leidet die Land- und Forstwirtschaft unter zunehmendem Wassermangel. Dem Bericht zufolge hat die Zahl der Tage mit Bodenfeuchtewerten unter 30 Prozent seit 1961 signifikant zugenommen. Unterhalb dieses Feuchtewerts nimmt die Photosyntheseleistung der Pflanzen stark ab und sie wachsen kaum noch.
Mehr Starkregen, Stürme und Wetterschäden
Verändert haben sich auch die winterlichen Niederschläge: “Während die mittleren Regenmengen im Sommer weitestgehend unverändert geblieben sind, ist es insbesondere im Winter signifikant feuchter geworden”, so der Bericht. Insgesamt haben die winterlichen Niederschläge seit 1881 um 25 Prozent zugenommen. Nur der Nordosten liegt leicht unter diesem Durchschnittswert. Zugenommen haben auch die Starkregen – in den letzten 65 Jahren sind winterliche Starkregenfälle von mindestens 24 Stunden Dauer um rund 25 Prozent mehr geworden. Dabei zeigen die Messungen, dass diese hochwasserfördernden Wetterextreme entgegen früheren Annahmen nicht auf Süddeutschland konzentriert sind – gerade die extremsten Starkregen treten überall in Deutschland auf.
In Kombination mit Stürmen haben diese Veränderungen in den letzten Jahren vermehrt zu Schäden an Infrastrukturen wie Straßen, Häusern, Bahntrassen oder Hafenanlagen geführt, wie der Monitoringbericht aufzeigt. Allein im Jahr 2018 entstanden demzufolge Versicherungsschäden in Höhe von etwa 3,1 Milliarden Euro. Laut Versicherungswirtschaft gehörte 2018 zu den vier schwersten Sturmjahren der letzten 20 Jahre. Auch entlang der deutschen Küsten wächst das Risiko: Dem Bericht zufolge ist der der Meeresspiegel an Nord- und Ostsee trotz regionaler Schwankungen überall deutlich angestiegen. In Cuxhaven stieg der jährliche Tidenmittelwert demnach von rund 4,83 Metern im Jahr 1850 auf inzwischen 5,17 Meter – das sind 34 Zentimeter. In Travemünde an der Ostsee stiegen die Pegel im gleichen Zeitraum um 24 Zentimeter.
“Die Botschaft des Monitoringberichts lautet: Die Zukunft hat uns bereits erreicht. Deutschland steckt mittendrin in der Erderhitzung, mit weitreichenden Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Gesundheit”, sagt Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamts (UBA). “Es muss dringend vorgesorgt werden, um diesen Folgen zu begegnen.” Denn neben den Klimafolgen für Natur, Landwirtschaft und Infrastrukturen bringt der Klimawandel auch neue Bedrohungen für die Menschen in Deutschland mit sich. So ist es in den besonders heißen Sommern 2003, 2006 und 2015 durch die Hitze zu tausenden zusätzlichen Todesfällen gekommen, wie der Bericht aufzeigt. Zudem breiten sich in Deutschland hochallergene eingeschleppter Pflanzen wie die Beifuß-Ambrosie sowie tropische Mücken- und Zeckenarten aus, die gefährliche Infektionskrankheiten übertragen können.
Quelle: Umweltbundesamt; Monitoringbericht 2019