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Wie können Regierungen effektiv das Klima schützen?

Klimawandel

Wie können Regierungen effektiv das Klima schützen?
Symbolbild mit Icons für verschiedene Klimaschutz-Maßnahmen
Am wirksamsten sind klimapolitische Maßnahmen, wenn sie klug kombiniert werden, zeigt eine Auswertung. © Galeanu Mihai / iStock

Um die Treibhausgas-Emissionen zu senken und damit das Fortschreiten des Klimawandels einzudämmen, haben Regierungen weltweit in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Nun haben Forschende überprüft, welche davon wirklich helfen. Demnach tragen nur 63 der 1500 untersuchten Instrumente effektiv zum Klimaschutz bei. Deren positiver Effekt auf die Verringerung der CO2-Emissionen beruht dabei weniger auf den Einzelmaßnahmen als auf einer an die Gegebenheiten und die Wirtschaft des jeweiligen Landes angepassten Maßnahmen-Kombination, wie die Auswertung ergab.

Der Klimawandel ist längst Realität – was Wissenschaftler schon vor Jahrzehnten vorhergesagt haben, ist seit einigen Jahren zunehmend deutlich sichtbar und spürbar. Seitdem legt die Politik mehr Augenmerk auf den Klimaschutz. Um das Ausmaß der globalen Erwärmung zumindest einzudämmen, haben Regierungen weltweit in den letzten zwei Jahrzehnten bereits tausende klimapolitische Maßnahmen umgesetzt. Doch welche dieser Klimapolitiken sind in großem Maßstab wirksam? Und welche sind am effektivsten, um die Treibhausgas-Emissionen zu senken?

Bilanz der globalen Klimapolitik

Das hat nun ein Team um Annika Stechemesser vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) untersucht. Dafür überprüften die Klimaforscher die Wirkung von 1500 klimapolitischen Maßnahmen, die zwischen 1998 und 2022 in 41 Ländern eingeführt wurden. Die Daten stammten von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und beinhalten Länder, die zusammen rund 80 Prozent der weltweiten Emissionen ausstoßen. Um die Daten auszuwerten, verwendeten die Forschenden eine erweiterte Computeranalyse, die auf maschinellem Lernen beruht. Damit werteten sie statistisch aus, welchen Effekt eine Maßnahme einzeln oder im Verbund mit anderen Instrumenten in verschiedenen Regionen und über verschiedene Zeiträume auf den CO2-Ausstoß hatte.

Die Auswertung ergab, dass die untersuchten Länder zwar bis 2022 im Schnitt vier bis acht verschiedene Klimaschutzmaßnahmen neu umgesetzt oder verschärft haben. Die allermeisten dieser Maßnahmen haben aber bisher nur wenig zum Klimaschutz beigetragen, wie das Team berichtet. Doch 63 der 1500 Maßnahmen können als echte Erfolgsgeschichte betrachtet werden: Diese Regulierungen bewirkten eine Reduktion der globalen CO2-Emissionen zwischen 0,6 und 1,8 Milliarden Tonnen – durchschnittlich um rund 20 Prozent in ihrem Bereich, wie Stechemesser und ihre Kollegen feststellten.

In Norwegen wurden beispielsweise zuletzt neue Autos mit Verbrennungsmotoren verboten und zugleich Steueranreize beim Kauf von Elektroautos gesetzt. Eine deutsche Erfolgsgeschichte im Transportsektor sind laut der Studie die 1999 eingeführte Ökosteuerreform für den Energieverbrauch und die 2005 eingeführte LKW-Maut, beide begleitet durch Investitionen in die Bahn. Großbritannien hat 2013 die Stilllegung von Kohlekraftwerken beschlossen und zugleich erneuerbare Energien gefördert sowie einen Mindestpreis für CO2 eingeführt. China hat ebenfalls erfolgreich Pilotprojekte zum Emissionshandel eingeführt. Zudem hat das Land nahezu zeitgleich seine Subventionen für fossile Brennstoffe gesenkt und die finanziellen Anreize für energieeffizientes Wirtschaften erhöht und so ebenfalls seine Emissionen gesenkt. Argentinien hat zuletzt sein Bauwesen neu reguliert und einen CO2-Preis eingeführt.

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Wann sind politische Instrumente klimawirksam?

Doch warum waren diese 63 klimapolitischen Maßnahmen so viel wirksamer als die übrigen? Die meisten positiven Auswirkungen auf die CO2-Emissionen gehen auf bisher größtenteils unbeachtete Synergie-Effekte zurück, wie das Team berichtet. Die Wirkung beruht dabei nicht nur auf den Einzelmaßnahmen, sondern vor allen auf einer Mischung aus verschiedenen Praktiken, die in den Wirtschaftsmarkt eingreifen und sich gegenseitig ergänzen. Sie regeln die Preise in der Industrie und im Stromsektor, setzen finanzielle Anreize oder regulieren den Verkehr und das Bauwesen. Eine kluge und individuelle Kombination solcher Eingriffe je nach Wirtschaftszweig trägt meist effektiver zum Klimaschutz bei als einzelne Instrumente, wie die Auswertung ergab.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass mehr Politik nicht unbedingt zu besseren Ergebnissen führt. Vielmehr ist der richtige Maßnahmenmix entscheidend“, erklärt Co-Autor Nicolas Koch vom PIK. Ausschlaggebend sind dabei auch die Kosten. „So reichen Subventionen oder Regulierungen allein nicht aus; nur in Kombination mit preisbasierten Instrumenten wie CO2- und Energiesteuern können sie zu substanziellen Emissionsreduktionen führen.“ Allerdings zeigte sich auch: Eine Bepreisung von Industrieprozessen war in Entwicklungsländern weniger effektiv als in Industrieländern. Das legt nahe, dass zunächst Subventionen und Regulierungen ergriffen werden sollten, um klimawirksam in den Markt einzugreifen, bevor zusätzlich Preispolitik betrieben wird, so das Team.

Weitere Anstrengungen nötig

Trotz ihres Erfolges reichen die wenigen bisher wirksamen Maßnahmen bei weitem nicht aus, um das Pariser Klimaziel zu erreichen. Zwar könnten und sollten diese Erfolgsrezepte nach Ansicht der Forschenden ausgebaut und auf weitere Länder ausgeweitet werden, um eine noch größere Wirkung zu entfalten. Zusätzlich seien jedoch deutlich mehr Anstrengungen nötig, so Stechemesser und ihre Kollegen. „Unsere Ergebnisse bieten eine klare, aber ernüchternde Perspektive auf die politischen Anstrengungen, die erforderlich sind, um die verbleibende Emissionslücke von 23 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO2-Äquivalente) bis 2030 zu schließen“, schreiben die Klimaforscher. „Dieses Wissen ist von entscheidender Bedeutung, um Politik und Gesellschaft beim Übergang zur Klimaneutralität zu unterstützen“, sagt Stechemesser.

Quelle: Annika Stechemesser (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung) et al.; Science, doi: 10.1126/science.adl6547; Climate Policy Explorer

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