Die Fische beobachteten genau, wie groß die Ausbeute bei ihren Artgenossen war, entdeckten die Forscher. Wenn der Feeder mehr Futter hergab als zuvor bei ihnen selbst, kopierten sie das Verhalten ihrer Artgenossen und schwammen ebenfalls bevorzugt zu der ertragreicheren Nahrungsquelle ? obwohl ihres Wissens nach der futterreiche Feeder in der anderen Ecke stand. Spuckte die Maschine hingegen weniger Würmer aus als zuvor bei ihnen selbst, kopierten sie das Verhalten der anderen Fische nicht. Je mehr Futter der Feeder hergab, desto eher waren die Tiere bereit, das Verhalten ihrer Artgenossen zu imitieren. War der Ertrag allerdings ähnlich wie ihr eigener, zeigten sich die Fische häufig unschlüssig, wie sie sich entscheiden sollten. Sie schienen also regelrecht abzuwägen, ob ihre Erfahrung oder die ihrer Artgenossen für sie wertvoller war und optimierten daraus ihr Verhalten, schließen die Wissenschaftler.
Derartige soziale Lernfähigkeiten gelten in der Wissenschaft als die Grundlage der Entstehung von Kultur ? einer Eigenschaft, von der lange Zeit angenommen worden war, sie sei dem Menschen vorbehalten. Die neuen Ergebnisse lassen jedoch darauf schließen, dass sich solche Verhaltensweisen auch bei Tieren entwickelt haben und vor allem, dass sie sich auch ohne ein großes Gehirn entwickeln können. Die Wissenschaftler um Kendal glauben, dass Zwergstichlinge ausgeklügelte Lernfähigkeiten besitzen, die im Tierreich bisher nicht gefunden wurden.