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Kaviar ist oft illegalen Ursprungs

Erde|Umwelt

Kaviar ist oft illegalen Ursprungs
Störe auf dem Fischmarkt
Störe werden häufig illegal gewildert. © WWF George Caracas /CC-by-sa 4.0

Die hohe Nachfrage nach aus Störeiern hergestelltem Kaviar hat diese Fische an den Rand des Aussterbens gedrängt. Heutzutage ist Kaviar aus Wildfängen zwar illegal, doch das hindert einige Anbieter offenbar nicht daran, die Tiere trotzdem aus Donau und Schwarzem Meer zu holen, wie ein Forschungsteam herausgefunden hat. In jeder fünften untersuchten Kaviarprobe aus Bulgarien, Rumänien, Serbien und der Ukraine fand es demnach Eier von wilden Stören. Die Forschenden appellieren, die Kontrollen und Schutzbemühungen vor Ort deutlich zu verschärfen.

Aus Störeiern hergestellter Kaviar gilt als beliebte und teure Delikatesse. Früher wurde sie aus wildgefangenen Stören aus der Donau und dem Schwarzen Meer hergestellt, doch irgendwann hat die hohe Nachfrage die Populationen so stark einbrechen lassen, dass die europäischen Störe zeitweise kurz vor dem Aussterben standen. Seit 1998 ist der Handel und Verzehr wildlebender Störe und ihrer Erzeugnisse daher offiziell verboten. Kaviar darf seither nur noch aus extra dafür gezüchteten Stören in Aquakulturen hergestellt werden.

Der große Kaviartest

Lokale Erfahrungsberichte haben in der Vergangenheit jedoch immer wieder darauf hingewiesen, dass die strengen Schutzmaßnahmen womöglich nicht überall eingehalten werden. Forschende um Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin sind diesem Verdacht daher nun wissenschaftlich nachgegangen. Um herauszufinden, ob Störe entlang der Donau und des Schwarzen Meeres tatsächlich gewildert werden, kaufte das Team zunächst über 100 Kaviar- und Fleischproben aus jenen Ländern, die an die verbliebenen wilden Störpopulationen angrenzen: Bulgarien, Rumänien, Serbien und die Ukraine.

Die Proben erwarben Ludwig und sein Team sowohl online als auch vor Ort in lokalen Märkten, Geschäften, Restaurants, Bars und Aquakulturanlagen. Anschließend analysierten die Forschenden die in den Kaviarproben enthaltene DNA sowie die Isotopenmuster und konnten so ermitteln, um welche Fischarten es sich jeweils handelte und woher die Tiere stammten. Daraus konnten sie rückschließen, ob die Tiere wild gefangen oder gezüchtet worden waren.

Wilderei und Betrug weit verbreitet

Das Ergebnis: 21 Prozent aller untersuchten Kaviarproben stammten von wild gefangenen Stören, wie Ludwig und ihre Kollegen berichten. Aus solchen illegalen Wildfängen hergestellte Produkte werden demnach in allen getesteten Ländern verkauft. „Der Erhaltungszustand der Störbestände in der Donau ist kritisch, daher ist jedes einzelne Exemplar wichtig für ihr Überleben. Die beobachtete Intensität der Wilderei untergräbt jedoch jegliche Schutzbemühungen“, kritisieren die Forschenden.

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Doch die Ergebnisse der Analyse sind nicht nur für den Artenschutz bedenklich, sondern umfassen in vielen Fällen auch Kundenbetrug. Denn 61 Prozent der Proben von Störprodukten waren außerdem falsch deklariert. Entweder hatten die Produzenten weniger beliebte Störarten für „edlere“ ausgegeben oder falsche Angaben zu Herkunftsland und Fangmethode gemacht. Bei drei rumänischen Proben hatten die Hersteller ihr Produkt sogar als Störsuppe beworben, obwohl sich darin keinerlei Störfleisch, sondern Wels und Nilbarsch befunden hatten. Außerdem kennzeichneten einige Produzenten ihren Kaviar als „Wildfang“, auch wenn sie ihn in Wirklichkeit aus Aquakultur-Fischen gewonnen hatten.

Dass die Hersteller auf diese Betrugsmasche zurückgreifen, deutet Ludwig und seinem Team zufolge darauf hin, dass die Nachfrage nach wildem Stör weiterhin hoch ist und gezüchtete Varianten womöglich als minderwertig betrachtet werden. Das setzt die lokalen Fischer unter Druck. Ohne Wilderei würden viele von ihnen wahrscheinlich keine ausreichenden Einkünfte erzielen, wie die Forschenden vermuten. Leicht gemacht wird den Fischern dieses Geschäftsmodell wahrscheinlich auch durch lasche Kontrollen vor Ort. Ludwig und sein Team fordern daher: „Die Kontrolle des Kaviar- und Störhandels in der EU und den Beitrittskandidaten muss dringend verbessert werden, um sicherzustellen, dass die Bestände der Störe in der Donau eine Zukunft haben.“

Quelle: Cell Press, Forschungsverbund Berlin e.V. (FVB); Fachartikel: Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2023.09.067 

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