Für diesen Zusammenhang zwischen mütterlichem Stress und der Abstoßung männlicher Ungeborener diskutieren Wissenschaftler zwei gegensätzliche Erklärungen: Theorie Nummer eins beruft sich auf die natürliche Auslese und interpretiert die Abstoßung schwächerer männlichen Föten als aktiven Eingriff des Körpers der Mutter, mit dem er Platz schaffen könne für Töchter oder für stärkere Söhne. Die zweite Theorie hingegen sieht keinen mütterlichen Eingriff in das Geschlecht der Kinder vor, vielmehr schädige der Stress den Körper der Mutter und die Föten so sehr, dass die schwächsten der grundsätzlich empfindlicheren Jungen es nicht bis zur Geburt schafften.
Nun untersuchten Ralph Catalano und Tim Bruckner von der Universität von Kalifornien in Berkeley, welche der beiden Erklärungen eher zutrifft. Dazu werteten sie die Lebensdaten der zwischen 1751 und 1912 geborenen Schweden statistisch aus. Sie fanden heraus, dass in manchen Jahren zwar weniger Jungen auf die Welt kamen, die dann jedoch länger lebten als eigentlich zu erwarten war. Dieser Zusammenhang sprach für die Theorie Nummer eins: Diejenigen männlichen Föten, die trotz widriger Umstände geboren wurden, waren robuster und hatten damit eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung. Um weitere Hinweise auf die richtige Theorie zu bekommen, müsse die Studie mit anderen Bevölkerungsgruppen wiederholt werden, kommentieren die Wissenschaftler.