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Katastrophale Zeiten für Jungen

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Katastrophale Zeiten für Jungen
In extremen Krisenzeiten stoßen die Körper schwangerer Frauen eher männliche als weibliche Föten ab. Dieses evolutionäre Programm soll die Chance der Frauen für die Weitergabe ihrer Gene erhöhen. Zu diesem Schluss kommen amerikanische Wissenschaftler in einer statistischen Auswertung historischer Lebensdaten der schwedischen Bevölkerung. Sie können damit erklären, warum sich in Stressphasen das Geschlechterverhältnis der Neugeboren zu ungunsten der Jungen verschiebt.

Obwohl Männer als das “Starke Geschlecht” bezeichnet werden, sterben sie früher als Frauen, und selbst im Mutterleib ist ihr Sterberisiko allgemein größer als das weiblicher Föten. Während Umweltkatastrophen, Kriegen oder extremen Wirtschaftskrisen und Hungersnöten zeigt sich dies in der Geburtenrate noch deutlicher. Wissenschaftler vermuten daher, dass die Gebärmutter unter Stress männliche Embryonen und Föten eher spontan abstößt als weibliche.

Für diesen Zusammenhang zwischen mütterlichem Stress und der Abstoßung männlicher Ungeborener diskutieren Wissenschaftler zwei gegensätzliche Erklärungen: Theorie Nummer eins beruft sich auf die natürliche Auslese und interpretiert die Abstoßung schwächerer männlichen Föten als aktiven Eingriff des Körpers der Mutter, mit dem er Platz schaffen könne für Töchter oder für stärkere Söhne. Die zweite Theorie hingegen sieht keinen mütterlichen Eingriff in das Geschlecht der Kinder vor, vielmehr schädige der Stress den Körper der Mutter und die Föten so sehr, dass die schwächsten der grundsätzlich empfindlicheren Jungen es nicht bis zur Geburt schafften.

Nun untersuchten Ralph Catalano und Tim Bruckner von der Universität von Kalifornien in Berkeley, welche der beiden Erklärungen eher zutrifft. Dazu werteten sie die Lebensdaten der zwischen 1751 und 1912 geborenen Schweden statistisch aus. Sie fanden heraus, dass in manchen Jahren zwar weniger Jungen auf die Welt kamen, die dann jedoch länger lebten als eigentlich zu erwarten war. Dieser Zusammenhang sprach für die Theorie Nummer eins: Diejenigen männlichen Föten, die trotz widriger Umstände geboren wurden, waren robuster und hatten damit eine vergleichsweise hohe Lebenserwartung. Um weitere Hinweise auf die richtige Theorie zu bekommen, müsse die Studie mit anderen Bevölkerungsgruppen wiederholt werden, kommentieren die Wissenschaftler.

Ralph Catalano und Tim Bruckner (Universität von Kalifornien, Berkeley): PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0510567103 ddp/wissenschaft.de ? Anna-Lena Gehrmann
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