Leoparden gehören zu den verbreitetsten Großkatzen der Erde, die charakteristisch gefleckten Räuber schleichen sowohl durch den Sand der Kalahari als auch durch die kalten Wälder Russlands. Doch die Leoparden Malaysias sind eine Besonderheit: Fast alle von ihnen sind tiefschwarz. Durch eine Genveränderung, den sogenannten Melanismus, ist auch der normalerweise goldgelbe Fellanteil bei ihnen dunkel gefärbt – ihre Flecken sind dadurch nicht mehr sichtbar.
Einzigartige Häufung
Solche schwarzen Panther sind anderswo selten, auf der malaiischen Halbinsel aber sind sie sogar die Regel. “Malaysia ist wahrscheinlich der einzige Ort auf der Welt, an dem eine ganze Tierpopulation fast nur aus der melanistischen Form einer Art besteht”, sagt Laurie Hedges von der University of Nottingham. “Bisher hat man hier fast nur schwarze Exemplare beobachtet.”
So faszinierend diese eleganten, tiefschwarzen Großkatzen auch sind – für ihre Erforschung und Erhaltung ist ihre Färbung ein großes Problem. Denn normalerweise lassen sich die Leoparden fast nur an den individuell unterschiedlichen Flecken auseinanderhalten und wiedererkennen. Genau das ist aber in Malaysia bei den schwarzen Panthern nicht möglich. “Das erklärt auch, warum Forscher bis heute keine Informationen darüber gewinnen konnten, wie viele Leoparden es dort gibt”, meinen Hedges und ihre Kollegen.
Von Flecken keine Spur: Schwarzer Panther in Malaysia (Foto: Bill Laurance/ Rimba)
Infrarot deckt Flecken auf
Ein technischer Trick könnte aber nun dabei helfen, dieses Dilemma zu lösen. Denn die Forscher haben eine clevere Kameratechnik entwickelt, die die verborgenen Flecken der schwarzen Panther sichtbar macht. Sie manipulierten den Infrarotblitz von 62 automatischen Kamerafallen, die in Malaysia zur Zählung und Beobachtung der Tiere aufgestellt sind.
“Die meisten automatischen Kameras haben einen Infrarotblitz, der aber nur bei Nacht aktiviert wird”, erklärt Gopalasamy Reuben Clements von der James Cook University in Cairns. Löst der Bewegungssensor die Kamera aus, sorgt dieser Blitz dafür, dass man auch im Dunkeln noch etwas erkennen kann. “Indem wir nun den Lichtsensor der Kamera blockieren, tricksen wir die Kamera aus, so dass sie auch bei Tag blitzt, weil sie denkt es wäre dunkel”, so Clements.
Das Infrarotlicht hat eine längere Wellenlänge als das sichtbare Licht und reagiert damit anders mit dem Fell der Leoparden. Wenn es auftrifft, wird es teilweise von dem dunklen Pigment Eumelanin absorbiert. Weil die Flecken selbst bei den tiefschwarzen Panthern stärker pigmentiert sind als das restliche, schlucken die Flecken mehr Infrarotlicht – und werden so auf den Infrarot-Kamerabildern sichtbar. “Diese Infrarotblitze könnten auch bei anderen dunkelgefärbten Säugetieren individuelle Fellmuster enthüllen”, glauben die Forscher.
Entscheidende Hilfe beim Schutz der einzigartigen Tiere
Der Kameratrick machte es erstmals möglich, eine Volkszählung unter den schwarzen Panthern Malaysias durchzuführen. Demnach liegt die Leoparden-Dichte im Nordosten des Landes bei rund drei Tieren pro 100 Quadratkilometern. “Wir haben festgestellt, dass wir die einzelnen Tiere in 94 Prozent der Aufnahmen identifizieren können”, berichtet Clements. “Das erlaubt es uns, diese Population zu erforschen und ihre Entwicklung über die Zeit zu verfolgen – was für ihren Schutz entscheidend ist.”
Denn in Malaysia schrumpfen die für Leoparden geeigneten Lebensräume schneller als in vielen andere Regionen der Erde. Ursachen sind vor allem die Rodung von Wäldern für die Holzgewinnung und um Flächen für Palmöl- und Gummibaum-Plantagen zu schaffen. In einigen Gebieten Malaysias greift zudem die Wilderei um sich. “Viele tote Leoparden tragen Verletzungen, wie sie für Drahtfallen typisch sind”, berichtet William Laurance von der James Cook University. Zudem nehme der illegale Handel mit Leopardenfellen und Körperteilen immer stärker zu.
“Es ist daher für die Leoparden überlebenswichtig, dass wir wissen, wie sich ihre Population unter diesen Umständen entwickelt”, sagt Hedges. “Die neue Technik gibt uns nun ein Werkzeug, um dieses einzigartige und gefährdete Tier zu retten.”
Quelle: James Cook University/ The Journal of Wildlife Management; doi: 10.1002/jwmg.901