Untersucht wurden Insekten der Gattung Culex, die eine Resistenz gegen Organophosphat-Insektizide entwickelt hatten. Der von ihnen übertragene Parasit Wuchereria bancrofti ist der Erreger der Elephantiasis. An dieser Krankheit leiden weltweit 120 Millionen Menschen. Bei den Erkrankten führt eine Infektion der Lymphgefäße zu monströsen Anschwellungen verschiedener Körperteile.
“Bisher haben wir angenommen”, erklärt Hemingway, “dass es ein Nachteil ist, wenn durch Insektizid-Resistenz mehr Mücken die Bekämpfungsmaßnahmen überleben.” Denn bisher galt: je mehr Mücken, desto mehr Erkrankungen. Die in Nature veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die meisten der in Filariose-Gebieten Sri Lankas gesammelten resistenten Insekten praktisch frei von Parasiten waren. Dagegen wurden bei 80 Prozent der nicht-resistenten Mücken Erreger nachgewiesen. Durch Laborversuche, in denen die Insekten mit infiziertem Blut gefüttert wurden, bestätigte sich der Befund.
Die Insektizid-Resistenz beruht auf einer erhöhten Esterase-Aktivität. Durch dieses Enzym wird das Pestizid deaktiviert. Möglicherweise bewirkt das gleiche Enzym, dass die mit der Blutmahlzeit in den Darm aufgenommenen Fadenwürmer die Darmwand der Mücke nicht mehr durchdringen und in die Speicheldrüsen gelangen können.
Noch ist nicht geklärt, ob das beschriebene Phänomen auch bei anderen durch Insekten übertragene Krankheiten eine Rolle spielt. Jetzt sollen die Übertragungsraten von Malaria und Gelbfieber in Abhängigkeit von der Insektizid-Resistenz der Überträger untersucht werden.
Joachim Czichos