Staatenbildenden Insekten ist das Wohlergehen des Volkes wichtiger als ihre eigenen Verwandtschaftsbande. Das haben Forscher aus der Schweiz an Ameisen und Wespen gezeigt. Die Arbeiterinnen dieser Insektenarten hintergehen gelegentlich die Königin und produzieren illegale, männliche Nachkommen. Werden sie dabei von königstreuen Artgenossen ertappt, gibt es meist kein Pardon für Mutter und Kind. Anders als bisher vermutet dient dieses harte Durchgreifen jedoch dem besseren Funktionieren des Staates und nicht der genetische Alleinherrschaft der Königin. Das berichten Rob Hammond und Laurent Keller von der Universität Lausanne in der Fachzeitschrift PLoS Biology (Bd. 2, Nr. 9, DOI: 10.1371/journal.pbio.0020248).
Die beiden Forscher untersuchten Verhalten und Verwandtschaft bei insgesamt 50 Ameisen- und Wespenarten. Dabei ermittelten sie, ob die Anzahl der geduldeten illegalen Nachkommen vom Verwandtschaftsgrad der Arbeiterinnen abhängt. Dieser kann innerhalb einer Kolonie variieren, da es manchmal mehr als eine Königin gibt. In ihrer Studie konnten die Forscher jedoch keinen entsprechenden Zusammenhang nachweisen.
Demnach spiele bei der staatlichen Geburtenkontrolle das Streben nach Effizienz wohl die größere Rolle, folgern die Wissenschaftler. Diese Effizienz wird durch die Produktion illegaler Nachkommen gemindert, da sich untreue Arbeiterinnen weniger um ihre eigentliche Aufgabe kümmern können, nämlich die Aufzucht der Königinnenbrut. Ihre Entdeckung zeige, wie komplex die Zusammenarbeit staatenbildender Insekten sei, schreiben die Forscher. Früherer Theorien waren von einem einfachen, lediglich durch Verwandtschaftsbeziehungen gesteuerten Verhalten ausgegangen.
ddp/bdw ? Benjamin Eckenfels