Die blasse Haut der Ameise und das Fehlen von Augen deuten auf einen dunklen Lebensraum hin. Wahrscheinlich komme das Tier in der Nacht zur Nahrungsaufnahme an die Erdoberfläche. Die Vorderbeine sind ungewöhnlich lang, relativ dünn und haben keine Borsten. Da die Extremitäten für das Graben ungeeignet sind, vermuten die Forscher, dass die Tiere vorhandene Erdlöcher als Unterschlupf nutzen. Die Beschaffenheit der Vorderbeine könnte eine spezielle Anpassung an den Beutefang sein. Die zangenartigen Mundwerkzeuge des Findlings sind länger und filigraner als die anderer Ameisenarten. Sie könnten dazu dienen, weiche Körperteile möglicher Beutetiere wie Ringelwürmer, Termiten oder Insektenlarven aus einer Höhle zu ziehen, erklären die Forscher.
Aufgrund der Körperform nehmen die Wissenschaftler außerdem an, dass das gefundene Exemplar eine Arbeiterin ist. Da die Forscher die Ameise in Laub am Boden entdeckt hatten, könnte das Tier auf Nahrungssuche gewesen sein, was ebenfalls Aufgabe von Arbeiterinnen ist.
Die Abstammung des Tieres ermittelten die Forscher, indem sie die DNA aus Zellen eines Beines mit einem DNA-Datensatz von 151 Ameisenfamilien aus 20 Unterfamilien verglichen. Der Findling konnte keiner der bestehenden Unterfamilien zugeordnet werden. Die Ameisen dieser Art waren die einzigen überlebenden Vertreter einer weit verzweigten Abstammungslinie, vermuten die Forscher. Die Tiere sind schon sehr früh in der Entwicklung der Familie der Ameisen entstanden und konnten in einem ökologisch stabilen Lebensraum fortbestehen.