Der Fettfilm auf der menschlichen Haut reagiert mit Ozon aus der Luft, hat ein Forscherduo jetzt nachgewiesen. Die aggressive Sauerstoffverbindung wird dadurch zwar neutralisiert, die dabei in Gang gesetzten chemischen Prozesse führend jedoch zur Bildung von Substanzen, die Atemwegs- und Hautirritationen verursachen können. Die Reaktionen beschränken sich dabei nicht nur auf die Haut, sondern auch auf alle möglichen Oberflächen, die von Menschen berührt werden, wie etwa Tischplatten und Tastaturen. Die chemischen Umsätze sind so ergiebig, dass eine einzelne Person auf diese Weise die Ozonkonzentration in einem kleinen Raum um bis zu einem Viertel verringern kann. Da ähnliche Vorgänge auch außerhalb geschlossener Räume an Pflanzen und anderen Oberflächen ablaufen, sollten sie in Zukunft dringend in Modellen zum Ozonkreislauf berücksichtigt werden, fordern die Wissenschaftler.
Ozon ist eine instabile und deshalb aggressive Verbindung von Sauerstoffatomen, die in anderer Anordnung lebenswichtig sind. Ozon selbst ist auch nützlich, solange es sich in der Stratosphäre befindet und UV-Strahlen absorbiert. So hilfreich Ozon in den höheren Luftschichten ist, so unerwünscht ist es an der Erdoberfläche. Einwohner von Großstädten leiden vor allem im Sommer unter erhöhten Ozonwerten, die in Kombination mit anderen Luftschadstoffen Atemwege und Haut reizen können. Dasselbe Problem tritt in Büros auf: Ozon wird mit der Luft in die Gebäude transportiert oder von elektrischen Geräten wie Druckern und Fotokopierern freigesetzt.
So können sich in geschlossenen Räumen relativ hohe Ozonkonzentrationen ansammeln, die mit Bestandteilen der Talgschicht reagieren. Diese bedeckt wie ein Schutzschild vor schädlichen Umwelteinflüssen die menschliche Haut. Die aggressiven Ozonmoleküle werden zunächst zwar unschädlich gemacht, indem sie mit Bestandteilen der Talgschicht reagieren. Bei ungenügender Belüftung, wie sie in Büros oder eben Großstädten mit einem Smogdeckel vorkommt, reagieren die entstandenen Produkte jedoch weiter und es bilden sich Substanzen, die die Atemwege reizen können. Das haben die Forscher unter anderem in Versuchen mit 30 Kubikmeter großen Minibüros gezeigt.
Die Chemiker kritisieren, dass bisherige Studien zum Thema Ozon in geschlossenen Räumen immer ohne menschliche Bewohner durchgeführt wurden. Sie konnten zeigen, dass Ozon bestimmte Reaktionen erst in Kombination mit der menschlichen Haut auslöst. Zudem werden einige Stoffe, die bisher dem Talg selbst zugeschrieben wurden, erst durch Ozoneinwirkung produziert. Unter Umständen seien sogar viele Messungen von Atmosphärenbestandteilen fehlerhaft, da die Messgeräte mit Haut in Berührung gekommen und deshalb die Messwerte nicht mehr zuverlässig seien, schließen die Autoren.
ddp/wissenschaft.de ? Martina Bisculm Armin Wisthaler (Universität Innsbruck) und Charles Weschler (Rutgers University in Piscataway): PNAS (doi: 10.1073/pnas.0904498106).