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Haie: Steigende Verluste trotz Schutzmaßnahmen

Bedrohte Meeresräuber

Haie: Steigende Verluste trotz Schutzmaßnahmen
Der Kampf gegen das sogenannte Finning – die Gewinnung von Flossen für den Delikatessen-Markt – reicht offenbar nicht aus, um den Druck auf die Haifisch-Bestände effektiv einzuschränken. © Alessandro De Maddalena/iStock

Die Hoffnung auf eine Entlastung der weltweit bedrohten Haifischpopulationen hat sich bisher nicht erfüllt: Trotz nationaler und internationaler Schutzbemühungen hat der Fischfang zu einem weiteren Anstieg der Verluste geführt, geht aus einer Studie hervor. Demnach hat sich die Zahl der jährlich getöteten Haie seit 2012 von 76 Millionen auf über 80 Millionen erhöht. Vor allem zeigt die Studie, dass die umfangreichen Vorschriften zum Kampf gegen die Gewinnung von Haifischflossen keine effektive Entlastung gebracht haben. Gezieltere Schutzmaßnahmen könnten jedoch erfolgreich sein, berichten die Forscher.

Die Ozeane verlieren zunehmend ihre ökologisch wichtigen Top-Räuber: In den vergangenen zehn Jahren haben Meeresbiologen immer wieder vor der Bedrohung der Haibestände durch die Fischerei gewarnt. Bei einem Großteil der getöteten Tiere handelt sich dabei eigentlich nicht um die Primärziele: Die Haie landen neben Thunfisch und Co im Netz und am Haken. Oft ist es allerdings willkommener Beifang, denn die Flossen der Haifische sind vor allem im asiatischen Raum als Delikatesse begehrt. Statt sie wieder freizulassen, werden den Haien deshalb häufig die Flossen abgeschnitten und der restliche Körper über Bord geworfen.

Das Anprangern dieses sogenannten Finnings und die Berichte über die Bedrohung der Haie zeigte in den vergangenen zehn Jahren durchaus erfreuliche Wirkung: Regierungen auf der ganzen Welt haben eine Vielzahl von Vorschriften erlassen, die darauf abzielen, den Haifang und das Finning zu reduzieren. Bisher gab es jedoch keine globale Einschätzung dazu, inwieweit diese Maßnahmen tatsächlich die Verluste einschränken konnten. Dieser Frage hat sich nun ein internationales Wissenschaftlerteam gewidmet. Die Forscher haben dazu umfangreiche Informationen aus 150 Fischereiländern zusammengetragen. Sie untersuchten dabei die Entwicklungen beim Haifang von 2012 bis 2019 – einer Zeit, in der viele neue Vorschriften umgesetzt wurden. Sie führten außerdem Interviews mit Fischereiexperten durch, um aktuelle Trends beim Hai-Finning und bei den Fangpraktiken besser einschätzen zu können.

Was haben die Maßnahmen gebracht?

Wie die Forscher berichten, führten ihre Datenauswertungen zu einem ernüchternden Ergebnis. „Wir zeigen, dass die weitverbreitete Gesetzgebung zwar das Hai-Finning teils erfolgreich eingeschränkt hat, aber die Sterblichkeit insgesamt nicht senken konnte“, resümiert Erst-Autor Boris Worm von der Dalhousie University in Nova Scotia. Konkret ging aus den Auswertungen hervor, dass die durch die Fischerei verursachten Verluste im Untersuchungszeitraum von 76 Millionen auf mindestens 80 Millionen Haie pro Jahr angestiegen ist. Mehr als 30 Prozent der getöteten Haie entfielen dabei auf Hai-Arten, die bereits als vom Aussterben bedroht gelten, berichten die Forscher.

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Im Detail zeigte sich: Nur bei der Hochseefischerei machten sich die neuen Gesetzgebungen zur Verhinderung des Hai-Finnings positiv bemerkbar. Insbesondere im Atlantik und im Westpazifik, gingen die Haiverluste um rund sieben Prozent zurück, legen die Datenanalysen nahe. Doch insgesamt fällt die Zunahme des Beifangs in der intensiveren Fischerei in den Küstenbereichen viel mehr ins Gewicht. Unterm Strich haben die neuen Vorschriften damit kaum positive Auswirkungen gezeigt – vielleicht sogar im Gegenteil: Einige haben zur umfassenderen Nutzung von Haien angeregt, wodurch ein neuer Anreiz zum Fang entstanden ist und sich neue Märkte für Hai-Produkte gebildet haben, sagen die Forscher.

Problematische Entwicklungen und Hoffnungsschimmer

Dazu sagt Co-Autor Leonardo Feitosa von der University of California in Santa Barbara (UC Santa Barbara): „Wir haben festgestellt, dass die Nachfrage nach Haiflossen zurückging, während die Nachfrage nach Haifleisch zukommen hat, wobei Brasilien und Italien die Hauptverbraucher waren. Da Haifischfleisch ein relativ günstiger Ersatz für andere Fischarten ist, kommt es auch zu erheblichen Fehlkennzeichnungen, die dazu führen, dass einige Verbraucher ohne ihr Wissen Haifleisch essen“, sagt Feitosa.

Neben den ernüchternden Ergebnissen und den problematischen Entwicklungen gibt die Studie aber auch Anlass zur Hoffnung: Die Forscher konnten aufzeigen, dass bestimmte Maßnahmen tatsächlich zu einer Einschränkung der Verluste bei den Haibeständen geführt haben. Dafür sind allerdings offenbar striktere Verbote, Schutzzonen und Kontrollen nötig, wie die Erfolgsbeispiele zeigen. „Spezifischere Maßnahmen zur Bekämpfung der Haiverluste – wie das Verbot des Fischfangs in bestimmten Gebieten oder die Verpflichtung der Fischer, gefährdete Arten, die sie versehentlich gefangen haben, freizulassen – können dazu beitragen, mehr Haie zu schützen“, sagt Echelle Burns von der University of California in Santa Barbara.

Trotz des mangelnden Gesamterfolges geben auch die bisherigen Bemühungen um den Haischutz Hoffnung, meint Co-Autorin Laurenne Schiller von der Carleton University in Ottawa: „Regierungen und einige Fischereiunternehmen auf der ganzen Welt haben sich dafür eingesetzt, das Finning abzuschaffen, oft als Reaktion auf öffentlichen Druck. Die Herausforderung besteht nun darin, auf dieser Dynamik aufzubauen und effektivere Maßnahmen zu ergreifen, um die Haitötungen insgesamt zu reduzieren“, so Schiller.

Quelle: University of California – Santa Barbara, Fachartikel: Science, doi: 10.1126/science.adf8984

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