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Gorillas: Schützenden Abstand halten!

Erde|Umwelt

Gorillas: Schützenden Abstand halten!
Ihre Zutraulichkeit könnte den bedrohten Berggorillas gefährlich werden. (Bild: Nancy J. Stevens)

Erkältungen oder die Grippe plagen momentan viele Menschen – doch für unsere Verwandten aus dem Tierreich sind diese Erkrankungen noch deutlich gefährlicher als für uns: Touristen stellen ein hohes Risiko für die Übertragung von Infektionen auf die gefährdeten Berggorillas dar. Aus diesem Grund gilt bei geführten Touren die Regel: Sieben Meter Abstand zu den Tieren halten. Doch folgen die Besucher dieser Vorschrift? So gut wie nie, dokumentiert nun eine Studie. Zum Schutz der Tiere sind deshalb eine konsequentere Umsetzung der Trennungsvorschriften oder weiterer Maßnahmen angesagt.

Die Geschichte der Verhaltensforscherin Dian Fossey hat die „Gorillas im Nebel“ berühmt gemacht. Die Berggorillas (Gorilla beringei beringei) kommen nur in Ostafrika vor und sind trotz intensiver Schutzbemühungen nach wie vor vom Aussterben bedroht. Ihr Bestand wird auf etwa 1000 Individuen geschätzt. Rund 40 Prozent von ihnen leben im
Bwindi Impenetrable National Park im Südwesten Ugandas. Sie stehen dort im Zentrum einer wachsenden Tourismusindustrie: Besuchergruppen werden zu den Tieren geführt um sie „fast hautnah“ zu erleben.

Fluch und Segen

Dieser Tourismus ist für die Berggorillas Fluch und Segen zugleich: Die lukrative Einnahmequelle fördert zwar die Schutzbemühungen, doch die kleine Population ist durch die Nähe des Menschen einer enormen Gefahr ausgesetzt: Infektionskrankheiten, die den Menschen befallen, können sich leicht auf Gorillas übertragen – bei ihnen haben sie allerdings oft deutlich schlimmere Folgen und können tödlich enden.

Aus diesem Grund gelten schon lange Schutzvorschriften: Die Touristen sollen jederzeit einen Abstand von mindestens sieben Metern zu den Tieren einhalten. Dies gilt als eine sichere Distanz, um Tröpfcheninfektionen zu vermeiden. Durch die Gewöhnung an den Menschen tolerieren die Tiere allerdings auch eine größere Nähe. Inwieweit die Sicherheitsabstände dennoch eingehaltenen werden, hat nun ein internationales Forscherteam im Rahmen einer Studie überprüft. Dabei werteten sie Daten aus Überwachungskameras aus. Im Fokus standen 53 Gorilla-Besuche während der Hochsaison im Bwindi Impenetrable National Park.

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Es zeigte sich: Die Führer betonen zwar vor der Tour, einen Abstand von mehr als sieben Metern einzuhalten, doch umgesetzt wird diese Regel leider meist nicht: Bei 52 der 53 Touren wurde die Sieben-Meter-Distanzregel durchbrochen. Fast 70 Prozent der Begegnungen fanden in einer Entfernung von weniger als oder gleich sieben Metern statt. Bei 14 Prozent der Beobachtungen betrug der Abstand zwischen Mensch und Gorilla sogar nur drei Meter.

Maßnahmen erforderlich

“Obwohl klar schien, dass Touristen den Gorillas oft zu nahe kommen, war ich vom Ausmaß des Problems überrascht”, sagt Co-Autorin Annalisa Weber von der Emory University in Atlanta. Ihre Kollegin Gladys Kalema-Zikusoka von der Organisation Conservation Through Public Health in Uganda ergänzt: “Es zeichnet sich eine wachsende Bedrohung ab, die Anlass zur Sorge für die Aufrechterhaltung eines langfristigen Tourismus zur Beobachtung von Gorillas gibt. Es sind Maßnahmen erforderlich, um das Krankheitsrisiko zu begrenzen, das von den Touristen ausgeht”, so Kalema-Zikusoka.

Wie sie und ihre Kollegen weiter berichten, gibt es dafür allerdings durchaus Potenzial und Umfragen zufolge sprechen sich auch die meisten Touristen selbst für strengere Vorsichtsmaßnahmen aus. Möglicherweise könnte das Tragen von Gesichtsmasken eingeführt werden und auch die Bedeutung der Einhaltung der Distanzregeln könnte verstärkt vermittelt werden. “Viele Interessengruppen zeigen sich bereit, bessere Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Gorillas zu ergreifen“, sagt Co-Autorin Nancy Stevens von der Ohio University in Athens. Es gibt also Hoffnung, dass der Gorilla-Tourismus wieder mehr zum Segen als zum Fluch für die bedrohte Menschenaffen-Art werden kann.

Quelle: Ohio University, Fachartikel: Front. Public Health, doi: 10.3389/fpubh.2020.00001

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