Um diese These zu testen, erzeugten die Forscher bei den 14 gesunden Freiwilligen künstlich Schmerzen, indem sie ihnen eine Salzlösung in den Kiefermuskel spritzten. Nach einer gewissen Zeit erklärten die Wissenschaftler den Probanden, sie würden ein Schmerzmittel erhalten, verabreichten ihnen jedoch lediglich ein Scheinmedikament. Gleichzeitig scannten die Forscher die Gehirne der Testteilnehmer, wobei sie dank einer speziell markierten Substanz direkt sehen konnten, ob und wo im Gehirn das Endorphinsystem der Probanden aktiv war.
Das Ergebnis war eindeutig: Kurz vor und während der Placebo-Gabe erhöhte sich die Endorphinausschüttung in vier für die Wahrnehmung und Verarbeitung von Schmerzen zuständigen Gehirnregionen. Gleichzeitig empfanden die Probanden deutlich weniger Schmerz. Je höher Aktivität des Endorphinsystems dabei war, desto ausgeprägter war auch die Schmerzlinderung. “Diese Ergebnisse sind ein weiterer gravierender Schlag für die These, dass der Placebo-Effekt ein rein psychologisches Phänomen ist”, kommentiert Studienleiter Jon-Kar Zubieta. Die Wissenschaftler wollen den Effekt nun auch bei Schmerzpatienten und anderen Probandengruppen untersuchen. Die Entdeckung könnte ihrer Ansicht nach die Basis für die Entwicklung psychotherapeutischer und psychologischer Ansätze zur Schmerzbehandlung sein.
Jon-Kar Zubieta (Universität von Michigan, Ann Arbour) et al.: The Journal of Neuroscience (Bd. 25, Nr. 34).