“Die Meeresströmung ohne feste visuelle Bezugspunkte erkennen zu können, erscheint kaum möglich”, sagt Graeme Hays von der australischen Deakin University. Doch den Ergebnissen seines Forscherteams zufolge sind Quallen genau dazu in der Lage. “Sie sind nicht nur simple Schwabbel-Säcke, die hauptsächlich passiv im Ozean treiben. Ihre Orientierungsfähigkeiten sind erstaunlich fortgeschritten”, so das Forscherteam.
Medusen mit GPS-Sendern
Für ihre Studie haben die Biologen einige Wurzelmundquallen mit GPS-Sendern ausgerüstet, um ihre Bewegungen im Meer verfolgen zu können. Gleichzeitig erfassten sie auch die Parameter der Strömungsverhältnisse, in denen sich die Tiere befanden. Abgerundet wurden die Untersuchungsergebnisse zudem von Beobachtungen der Bewegungsrichtungen von Quallenschwärmen, die sich nahe der Wasseroberfläche aufhielten.
Die Datenauswertungen machten deutlich: Die Tiere bewegen sich entgegen der Richtung der Drift – sie schwimmen also gegen die Strömungsrichtung an, um sie auszugleichen. Woher sie allerdings wissen, in welche Richtung sie die pulsierende Schubkraft ihres Schirmes lenken müssen, das bleibt bisher ein Geheimnis, sagen die Forscher. Möglicherweise können die Quallen den feinen Wasserbewegungen auf ihrer Körperoberfläche irgendwie Richtungsinformationen entnehmen, spekulieren sie. Eventuell orientieren sie sich aber auch am Magnetfeld der Erde oder lassen sich von Infraschall leiten.
Faktor bei der Entstehung von Quallen-Blüten?
Was auch immer hinter der Orientierungsfähigkeit steckt – allein die Erkenntnis, dass Quallen dazu in der Lage sind, stellt bereits eine wichtige Information dar, betonen die Forscher. Sie könnte erklären helfen, warum es in bestimmten Meeresregionen immer wieder zu sogenannten Quallen-Blüten kommt, die sich über Monate hinweg hartnäckig halten. Dabei dominieren hunderte Millionen von Individuen die Wasserwelt, verursachen ökologische Probleme und sind für die Fischerei lästig sowie für den Tourismus. Durch Verschiebungen der ökologischen Gleichgewichtige im Meer kommt es in der letzten Zeit immer häufiger zu diesen gefürchteten Massenansammlungen.