Krokodilbabys verständigen sich noch im Ei durch Rufe mit ihren Geschwistern und schaffen es so, nahezu gleichzeitig auszuschlüpfen. Das haben französische Wissenschaftler bei Tests mit Krokodil-Eiern herausgefunden, denen sie eine Minute lang die auch für Menschen gut hörbaren und wie “Umpf, Umpf, Umpf!” klingenden Rufe vorspielten. Die Tiere schlüpften daraufhin innerhalb von zehn Minuten aus. Durch das gleichzeitige Schlüpfen verbessern die Neugeborenen ihre Überlebenschancen, da die erwachsenen Tiere ihnen so einen besseren Schutz vor Räubern bieten können.
Die Forscher beschallten die Eier zweimal täglich eine Minute lang entweder mit Aufnahmen von Krokodilrufen, spielten ihnen Lärm vor oder setzten sie absoluter Stille aus. Aus den Eiern der Gruppe, die mit den Krokodilrufen beschallt worden waren, schlüpften schließlich innerhalb von zehn Minuten alle Tiere aus, während sich das Schlüpfen in der Lärm- und der Stillegruppe fünf Stunden lang hinzog. Die Forscher werten dies als klaren Hinweis darauf, dass die Rufe wie eine Absprache zwischen den Jungtieren funktionieren und so ein nahezu gleichzeitiges Schlüpfen ermöglichen.
Doch auch Krokodilmütter reagieren auf das aus den Eiern erklingende “Umpf!”, wiesen die Wissenschaftler nach. Die Forscher nahmen dabei weiblichen Krokodilen in einem Zoo die frisch gelegten Eier weg und installierten einen Lautsprecher unter dem nun leeren Nest. Auf anschließend eingespielte Rufe von ungeborenen Krokodilen wandten sich die Tiere viel häufiger dem Nest zu, als wenn die Forscher beliebigen Lärm über die Lautsprecher ertönen ließen. Ein Teil der Krokodile begann sogar, zu graben und die nun nicht mehr vorhandenen Eier freizulegen.
Die Synchronisation des Schlüpfens ermöglicht es den Muttertieren, ihre Brut optimal gegen Räuber zu schützen, die in den Frischgeschlüpften sonst eine besonders leichte Beute haben, erklären die Forscher das Verhalten. Da auch Vögel ein ähnliches Verhalten zeigen, könnte es eine solche vorgeburtliche Kommunikation bereits bei den gemeinsamen Vorfahren und damit bereits vor Jahrmillionen gegeben haben.
Amélie Vergne und Nicolas Mathevon (Universität in Saint-Etienne) : Current Biology, Bd. 18, S. R513 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald