Zwei grundlegende Eckpfeiler seines Denkens waren Freuds Lehre und der Marxismus. «Marx ist und bleibt eine der wichtigsten Quellen meiner Einsicht und auch meiner Inspiration», resümierte er kurz vor seinem Tod. «Freud hat mir eine neue Welt eröffnet.» Dennoch rückte Fromm nicht nur von dem Wiener Altmeister, sondern auch von Marx ab. Prägend für das Denken des Atheisten und Religionskritikers waren auch Juden-, Christentum und der Buddhismus.
Schon Ende der 30er Jahre gab Fromm wesentliche Grundannahmen Freuds wie die Triebtheorie auf und entwickelte seinen eigenen Ansatz, bei dem gesellschaftliche und kulturelle Konstellationen ein stärkeres Gewicht hatten. Die Berliner Wissenschaftshistorikerin für Psychologie, Elke Mühlleitner, spricht von einem «eher humanistischen Ansatz», der das Verhältnis Therapeut-Klient weniger hierarchisch sah als Freud. 1943 gründete Fromm ein eigenes Ausbildungsinstitut in New York.
«Wir Psychoanalytiker der zweiten Generation stehen auf Freuds Schultern – und darum sehen wir weiter», beschrieb Fromm sein Verhältnis zu Freud. Trotz seiner Distanz zur klassischen Analyse hätten die Bücher des populären Therapeuten jedoch dazu beigetragen, zunächst die amerikanische und später die europäische Öffentlichkeit für die Psychoanalyse als therapeutische Methode zu sensibilisieren, sagt Expertin Mühlleitner.
Als Hauptantrieb seines Denkens nannte Fromm selbst die Frage: «Wie ist es möglich, dass die Menschen als Masse so irrational handeln und so leicht verführt werden können?». Seine politische Orientierung bezeichnete er als «sozialistischen Humanismus», sich selbst als «demokratischen Sozialisten».
Nicht nur «Die Kunst des Liebens» (1956), sondern auch das Alterswerk des dreifachen Ehemanns «Haben oder Sein» (1976) wurden zu viel gelesenen Kultbüchern. Seine Themen wie beispielsweise Entfremdung und Glück, äußere Unruhe und innere Zufriedenheit fanden vor allem bei jungen Leuten großen Anklang. Die Erich Fromm Gesellschaft (Tübingen) schätzt die Gesamtauflage seiner rund 40 Titel auf mehr als 50 Millionen Exemplare.