Flecken- Querzahnmolche fressen, um nicht gefressen zu werden: Um den schnappenden Kiefern ihrer Feinde zu entgehen, futtern sich die Larven des in Nordamerika heimischen Lurchs möglichst schnell so viel Körpermasse an, bis sie ihren Verfolgern zu groß geworden sind. Das hat der Biowissenschaftler Mark Urban von der Yale-Universität in New Haven herausgefunden. Waren Jäger in der Nähe, so begaben sich die Flecken-Querzahnmolche um bis zu dreißig Prozent häufiger auf Nahrungssuche, berichtet der Wissenschaftler.
Gefährlich wird den Flecken-Querzahnmolchen während ihres Heranwachsens in Tümpeln und Pfützen vor allem ein naher Verwandter, der
Marmor-Querzahnmolch. Die Larven dieses Lurchs wachsen bereits während der Wintermonate heran, während die Flecken-Querzahnmolche erst im Frühjahr schlüpfen. So sind die im Winter geborenen Lurche groß genug, um ihre später geborenen kleineren Verwandten zu verspeisen.
Die Flecken-Querzahnmolche setzen daher alles daran, diesen Größenunterschied möglichst schnell auszugleichen, beobachtete Urban in zehn Tümpeln mit Lurchen. Je größer das Risiko eines Angriffs war, desto öfter machten sich die Amphibien zur Futtersuche auf. Jeder dieser Streifzüge war mit einem großen Risiko verbunden, gefressen zu werden. Dennoch zahlte sich die Strategie aus: Ab einer gewissen Körpermasse sank das Risiko der Lurche stark ab, Opfer eines Angriffs zu werden, konnte Urban beobachten. Auch wenn die Flecken-Querzahnmolche in den ersten Wochen nach dem Schlüpfen ein ungewöhnliches Risikoverhalten zeigten ? in einem solchen System von Jäger und Gejagtem habe sich diese Strategie im Lauf der Evolution als insgesamt am erfolgreichsten herausgestellt, fasst der Forscher zusammen.
Mark Urban (Yale-Universität, New Haven): PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.10737/pnas.0704645104 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald