Raucher haben im Vergleich zu Nichtrauchern ein verringertes Risiko, an Parkinson zu erkranken. Das schließen schwedische Wissenschaftler aus der Auswertung einer großen Zwillingsstudie. Der Effekt war bei Männern etwas stärker ausgeprägt als bei Frauen und galt sowohl für ehemalige als auch für gegenwärtige Raucher. Alkohol, Koffein und der Bildungsstand hatten dagegen keinen Einfluss auf das Parkinson-Risiko. Nancy Pedersen vom Karolinska-Forschungsinstitut in Stockholm und ihre Kollegen beschreiben ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Annals of Neurology (Bd. 57, Nr. 1, S. 27).
Bereits mehrere frühere Studien hatten Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Nikotinkonsum und einer verminderten Parkinson-Häufigkeit ergeben. Bei diesen Untersuchungen konnte jedoch ein genetischer Einfluss genauso wenig ausgeschlossen werden wie die so genannte selektive Mortalität ? der Effekt, dass Raucher aufgrund anderer Krankheiten sterben, bevor
Parkinson ausbricht.
Aus diesem Grund werteten die Forscher um Pedersen rückwirkend Daten von Zwillingen aus, von denen einer an Parkinson erkrankt war und der andere nicht. Durch einen Vergleich mit nicht verwandten Kontrollpersonen konnten sie so genetische Einflüsse ausschließen. Da die Daten in den späten 60er und frühen 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gesammelt worden waren, konnte außerdem die Lebenserwartung der Raucher mit der der Kontrollgruppe verglichen und so der Effekt der selektiven Mortalität minimiert werden.
Nikotin ist Bestandteil einiger wichtiger Botenstoffe im Gehirn und regt die Dopaminproduktion an. Der Effekt des Rauchens auf das Parkinsonrisiko könnte daher auf die Aktivierung bestimmter Rezeptoren im Gehirn, eine schützende Wirkung des Nikotins oder die Hemmung bestimmter, am Nikotinstoffwechsel beteiligter Enzyme zurückgehen, schreiben die Forscher. Nikotin und Zigarettenkonsum werden jedoch auch für etwa 140.000 Todesfälle jährlich allein in Deutschland verantwortlich gemacht.
ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel