Mit einem neuen Trick versuchen Umweltschützer und Wissenschaftler eine in Australien fast ausgestorbene Wallaby-Art wieder sesshaft zu machen: Sie lehren den in Gefangenschaft oder auf raubtierfreien Inseln aufgewachsenen Känguruhs das Fürchten. Mit einer gesunden Portion Angst vor ihren natürlichen Feinden haben die sogenannten Tammar-Wallabys (macropus eugenii) bessere Chancen in Australiens Wildnis zu überleben. So hoffen die Forscher um Andrea Griffin von der Marquarie University in Sydney.
Wallabys haben eine vage Idee, wie ihre natürlichen Feinde aussehen, was durch Übung noch verbessert werden kann, beschreibt Griffin den Grundgedanken des Wallaby-Training. Der Trainingsplan: In einem Gehege zeigen die Wissenschaftler den Wallabys ein ausgestopftes Raubtier. Nur wenige Sekunden später betritt ein Mensch das Gehege, der wild mit einem Netz herumfuchtelt und die Wallabys umher jagt. Schon nach wenigen Trainingseinheiten fühlen sich die Wallabys allein durch den Anblick des präparierten Raubtiers alarmiert.
Von den Reaktionen der furchtgeübten Känguruhs lernen auch untrainierte Artgenossen. Denn die freiheitsentwöhnten Wallabys rücken eng zusammen, wenn sie in die Wildnis entlassen werden “Viele brauchen dann soziale Unterstützung in der Gruppe,” erklärt Griffin.
Ob das Training Erfolg haben wird, ist allerdings noch offen. Einige besonders listige Wallabys ließen sich durch die ausgestopften Tiere überhaupt nicht beeindrucken. Und ein erfolgreiches Training ist noch kein Garant für das Überleben der Beuteltiere. Schließlich sind sie einst völkerweise den Füchsen zum Opfer gefallen.
Andrea Hoferichter