Zwar verfügen Fledermäuse über ein sehr effektives Ortungssystem, nämlich Ultraschallrufe, anhand deren Reflexion sie den Standort ihrer Beute auch in vollkommener Dunkelheit bestimmen können. Diese ausgeklügelte Jagdmethode rief jedoch bei einer Beutetiergruppe, den auch als Motten bezeichneten Nachtfaltern, Gegenmaßnahmen hervor: Einige Arten entwickelten im Laufe der Zeit ein äußerst sensibles Gehör, mit dem sie in der Lage waren, die Ultraschallrufe der Fledermäuse wahrzunehmen und entsprechende Ausweichmanöver einzuleiten.
In der Folge rangieren Motten auf dem Speisezettel der meisten Fledermausarten eher im unteren Bereich. Nicht so bei der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus): Sie ist nach wie vor sehr erfolgreich bei der Mottenjagd. Goerlitz und seine Kollegen fragten sich nun, warum. Ihre erste Vermutung: Die Beute gehört zu den Mottenarten, die Ultraschall nicht wahrnehmen. Diese Annahme stellte sich jedoch nach einer genetischen und morphologischen Bestimmung der im Fledermauskot enthaltenen Mottenüberbleibsel als falsch heraus. Die Mopsfledermaus ernährt sich im Gegenteil sogar fast ausschließlich von Motten mit Ultraschallgehör.
Daraufhin untersuchten die Forscher die Aktivität des Gehörnervs einer dieser Mottenarten, der Hausmutter (Noctua pronuba), in Reaktion auf die Rufe verschiedener Fledermausarten. Dabei stellte sich heraus, dass die Motte andere Fledermausarten bereits in einer Entfernung von über 30 Metern entdeckte, während sie die Mopsfledermäuse selbst dann noch nicht orten konnten, wenn sich diese bereits auf 3,5 Meter genähert hatten.
Eine anschließende Analyse der Ultraschallrufe brachte die Erklärung für dieses Phänomen: Die Rufe der Mopsfledermaus sind bis zu 100-mal leiser als die anderer Fledermausarten. Allerdings verkleinert sich dadurch der Suchradius der findigen Tiere erheblich: Mopsfledermäuse benutzen sozusagen nur eine Taschenlampe, während ihre Verwandten mit dem Scheinwerfer unterwegs sind.