“Diese Langsamkeit ist ein sehr cleveres Erfolgskonzept”, sagt John Nyakatura von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Das Faultier konnte sich auf diese Weise eine Futterquelle erschließen, die vielen anderen Tieren zu mager ist: Es ernährt sich von den extrem nährstoffarmen Blättern der Baumkronen in den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas, erklärt der Evolutionsbiologe. “Möglichst wenig bewegen, um keine Energie zu verschwenden – so schafft es das Faultier, damit auszukommen”, sagt Nyakatura. Im Gegensatz zu den eher vereinzelt vorkommenden Früchten gibt es Blätter überall und so muss sich das Faultier auch nicht flink durch den Wald bewegen, wie etwa Affen.
Sparsam träge statt kostspielig flink
Mit diesem Konzept der Sparsamkeit hatten die Faultiere beachtlichen Erfolg: Die sechs unterschiedlichen Faultierarten konnten sich mit dieser Strategie die Wälder Mittel- und Südamerikas erobern und leben dort in oft beachtlicher Dichte. “In manchen Gebieten stellen Faultiere sogar den größten Anteil bei der Biomasse der Säugetiere”, sagt Nyakatura. Einige Faultierarten erreichen eine Länge von etwas über einem halben Meter und werden bis zu neun Kilogramm schwer. Den größten Anteil an diesem Gewicht stellt dabei der Mageninhalt, denn für den Bewegungsapparat des Faultieres reicht eine sehr kleine Muskelmasse aus. “Faultiere sind unter ihrem langen Fell erstaunlich dünn”, sagt Nyakatura.
Die Langsamkeit bietet neben der Energieeinsparung sogar noch einen weiteren Vorteil: “So moosgrün und ohne auffällige Bewegungen sind Faultiere für Feinde in den Baumkronen kaum auszumachen”, so Nyakatura. Dadurch entgehen sie oft selbst den scharfen Augen der Harpyie – einer großen Adlerart, die in den Wäldern nach Beute Ausschau hält. Wehrlos ist aber auch das Faultier nicht. Wenn es tatsächlich einmal angegriffen wird, ist Schluss mit gemütlich: Es kann mit seinen langen Krallen durchaus flinke Hiebe austeilen und außerdem kräftig zubeißen.