Noch schwirren Hummeln und solitäre Wildbienen in unseren Wiesen und Parks umher – auch sie nutzen die teilweise noch warmen Herbsttage. Mit viel Glück erwischt man sie sogar nachts beim Schlafen – ein skurriler Anblick. “Wie wir Menschen haben viele von ihnen beim Schlafen eine absolute Lieblingsposition”, erklärt Manuel Pützstück, Wildbienen-Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. “Einige Arten beißen sich etwa während der Nachtruhe an dünnen Zweigen fest. Ihre Beine umschlingen dabei die Zweige, Kopf und Fühler lassen sie entspannt Richtung Boden hängen.”
Tagsüber jedoch ruft die Arbeit – denn für viele der fleißigen Pollensammler hat die Suche nach einem geeigneten Winterquartier begonnen. Es gilt nun, sich oder dem Nachwuchs die beste Startposition für das nächste Jahr zu sichern. Solitäre Wildbienen und Hummeln haben dabei ganz verschiedene Strategien entwickelt.
Solitäre Bienen: Larven im Winternest
Bei den solitären Wildbienen überlebt die diesjährige Generation den Winter nicht. “Im Spätherbst geht die Saison der alleinlebenden Wildbienen zu Ende. Dann sterben auch die letzten Weibchen”, erklärt Pützstück. Doch der Nachwuchs dieser Weibchen steht – oder besser gesagt liegt – schon für das nächste Jahr in Position. Denn die Wildbienen haben schon im Sommer Brutzellen angelegt.
Einige Wildbienen wählen für diese Larven-Winterquartiere hohlen Pflanzenstängel, andere nutzen dafür selbstgegrabene Gänge in der Erde oder in Totholz. Gut geschützt überwintert hier die nächste Generation, gut versorgt mit Nektar und Pollen. Die Larve tut sich an diesem Vorrat gütlich, bis sie sich verpuppt. Als Puppe ruht sie dann den Winter über faul im Nest. Die fertigen kleinen Bienen schlüpfen erst im nächsten Frühjahr.
Hummeln: Prinzessinnen auf Quartierssuche
Etwas anders läuft es bei den Hummeln, die auch zu den Wildbienen gehören. Das ganze Jahr über hat das Hummelvolk dafür gesorgt, möglichst viele kräftige, neue Jungköniginnen heranzuziehen. Die Alten Königinnen und Arbeiterinnen sterben nun allmählich. Die “Prinzessinnen” jedoch sind aktiv und fliegen auf der Suche nach einem guten Platz zum Überwintern umher.
“Die Pelzträgerinnen brauchen dazu ein ‘Schlafzimmer’ im Erdboden mit geringer Sonneneinstrahlung”, erklärt Pützstück. “Sonst würde sich der Boden im Frühjahr zu rasch erwärmen, die jungen Hummeln würden erwachen und zu früh aus dem Erdloch krabbeln.” Ideal sind darum Überwinterungsquartiere mit nord-westlicher Ausrichtung.
Hunger leiden Hummeln während der Überwinterung übrigens kaum. Denn noch im Herbst haben sich die zukünftigen Hummelstaats-Chefinnen ein kleines Fettpolster angefressen. Und sie sind bestens auf die Kälte vorbereitet: Durch die vermehrte Produktion eines eigenen Frostschutzmittels im Körper sind die Insekten für Temperaturen von bis zu -19 Grad Celsius gewappnet.
“Klima-Achterbahn” ist fatal
Ganz ungefährlich ist das Überwintern der neuen Wildbienen-Generationen allerdings trotz aller Vorbereitungen durch die Elterntiere nicht. Bei Hummeln beispielsweise überlebt von zehn Hummelköniginnen nur eine den Winter. Bei den solitären Wildbienen erleben nur rund 25 bis 30 Prozent den nächsten Sommer. Ursachen dafür sind vor allem starke Temperaturwechsel im Winter und Überschwemmungen.
Wollen Sie Wildbienen helfen, möglichst sicher zu überwintern? Dann lassen Sie Kompost- oder Reisighaufen, Totholz, abgestorbene Pflanzenstängel oder Maulwurfshügel im Garten stehen. Auch unter dicken Baumwurzeln, in windgeschützten Mauerritzen und Moospolstern verkriechen sich Hummeln sehr gern.
Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung