Die Antwort weiß Wolfgang Enard vom Lehrstuhl für Anthropologie und Humangenetik der Ludwig-Maximilians-Universität München: “Genetische Änderungen passieren weiterhin mit jeder neuen Generation, so wie sie es schon immer getan haben. Einige davon können auch Intelligenzleistungen betreffen. Aber damit sich diese durchsetzen, müssen sie über Tausende von Generationen einen Vorteil haben, das heißt zu mehr Nachkommen führen”, erklärt Enard.
Genau dieses Prinzip hat die komplexe Intelligenz des Menschen auch erst hervorgebracht: In entscheidenden Phasen der menschlichen Entwicklungsgeschichte hatten die Cleveren deutliche Vorteile im Überlebenskampf und konnten im Vergleich zu ihren etwas simpleren Artgenossen mehr Nachkommen hervorbringen. Ihnen vererbten sie ihre schlaue Veranlagung und so wurde der Verstand unserer Vorfahren über viele Generationen hinweg immer schärfer und komplexer. So entstand schließlich ein Wesen, das irgendwann begann, fragend auf sich selbst zu blicken. Eines Tagens gab es sich selbst den Namen Homo Sapiens, übersetzt: “der wissende Mensch”.
Wird der Mensch immer mehr zu einem Kopfwesen?
“Vorhersagen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen”, betont Enard. Ein weiterer Zuwachs an Intelligenz sei dabei keineswegs eine naturgegebene Entwicklungsrichtung: “Ich denke es ist eher unwahrscheinlich, dass höhere Intelligenz in den nächsten paar tausend Jahren stetig einen Vorteil bringen wird. Eher bestimmen die wechselnden und verschiedenen kulturellen Einflüssen die Anzahl der Nachkommen”, erklärt Enard.
Momentan gebe es also keinerlei Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Intelligenz und üppiger Nachkommenschaft. Ob die menschliche Intelligenz überhaupt eine evolutionär erfolgreiche Erfindung ist, müsse sich sowieso erst noch zeigen: “Für evolutionäre Maßstäbe ist die hochentwickelte Intelligenz mit etwa 200.000 Jahren noch sehr jung. Um als erfolgreich zu gelten, müsste sie sich schon noch einige Millionen Jahre halten”, meint der Anthropologe.
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