Fast-Food-Fans können sich freuen: Hamburger, Pizzas und andere fetthaltige Lebensmittel könnten bald eine Substanz enthalten, die das Risiko für Diabetes Typ 2 verringern kann. Die Substanz verlangsamt die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung. Auf diese Weise schützt sie unter anderem die Bauchspeicheldrüse vor schädlichen Mengen an Fett. Amerikanische Chemiker haben diesen Stoff, der den Namen HPMC ( Hydroxypropylcellulose) trägt, bereits an Hamstern getestet. Ihre Ergebnisse stellten die Wissenschaftler beim Treffen der Amerikanischen Gesellschaft für Chemie in San Diego vor.
Das Forscherteam um Wally Yokoyama vom
US-amerikanischen Department of Agriculture ernährte eine Gruppe von Hamstern vier Wochen lang mit sehr fetthaltigem und eine andere Gruppe mit sehr fettarmem Futter. Während die Hamster aus der zweiten Gruppe gesund blieben, entwickelten die mit der fettreichen Diät eine so genannte Insulinresistenz. Das ist eine Vorstufe von Diabetes. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass die Körperzellen nur noch vermindert auf Insulin reagieren. Wie die Forscher in weiteren Experimenten feststellten, werden die Hamster trotz fettreicher Ernährung nicht insulinresistent, wenn ihrem Futter HPMC hinzufügt ist. Die genaue Wirkung von HPMC kennen die Wissenschaftler dabei noch nicht. Neben der verzögerten Aufnahme der Nahrungsfette könnte die Substanz beispielsweise auch deren Transport in das fettspeichernde Gewebe verbessern.
HPMC ist eine wasserlösliche Variante der so genannten Cellulose, eines der Hauptbestandteile von Ballaststoffen. Die Pharma- und Nahrungsmittelindustrie verwendet HPMC bereits seit ungefähr 50 Jahren. Dort dient der geschmacksneutrale und geruchlose Stoff als Bindemittel für Medikamente oder sorgt für die gewünschte Konsistenz bei bestimmten Lebensmitteln, beispielsweise bei Saucen und Glasuren. Damit HPMC seine positive Wirkung auf die Gesundheit entwickeln könne, müsse die Industrie den Nahrungsmitteln einen größeren Anteil dieses Stoffes als bisher hinzufügen, sagen die Forscher. Die optimale Dosierung müsse noch in weiteren Experimenten ermittelt werden. Schädliche Nebenwirkung halten sie für unwahrscheinlich, da HPMC in den heute üblichen Mengen als gesundheitlich unbedenklich gilt.
Weitere Studien müssen jetzt noch zeigen, ob der Stoff auch beim Menschen die positive Wirkung auf den Stoffwechsel hat. Sollte sich das bestätigen, könnte er innerhalb von ein bis zwei Jahren der Nahrungsmittelindustrie zur Verfügung stehen, schätzt Yokoyama. Trotzdem bleibt der Biss in den Hamburger dann nicht ohne schlechtes Gewissen: HPMC kann nicht vor Übergewicht schützen.
ddp/wissenschaft.de ? Sonja Huhndorf