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Energie aus Weinbau-Abfällen

Erde|Umwelt

Energie aus Weinbau-Abfällen
Weinberg in Rheinhessen
Aus altem Rebholz und Trester lassen sich Strom und Wärme gewinnen. © A-Tom/ iStock

Im Wein liegt die Wahrheit – und in den Überresten der Weinproduktion liegt ein enormes Energiepotenzial. Dieser Bioabfall aus zerquetschten Traubenschalen oder altem Rebholz könnte verbrannt werden und so Strom und Wärme für die Winzereien, aber auch Haushalte liefern. Insgesamt könnten die Weinbaubetriebe Deutschlands auf diese Weise etwa 4,2 Petajoule nutzbare Energie erzeugen, wie Forscher herausgefunden haben. Das entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von 47.000 Einfamilienhäusern.

In der Weinproduktion fallen jährlich große Mengen an Reststoffen an, darunter der Trester – der feste bis breiartige Rückstand nach dem Pressen der Trauben – und das nach dem Schneiden der Reben übrigbleibende Rebholz. Derzeit wird der Trester größtenteils noch als Düngemittel verwendet oder in Weinbrand weiterverarbeitet, so entsteht beispielsweise der italienische Grappa. Das Rebholz hingegen wird in der Regel in sogenannten „Freudenfeuern“ nutzlos verbrannt.

Strohballenvergaser zur Verheizung von Rebholz

Ein Forschungsteam der Technischen Hochschule Köln hat nun ein Konzept zur energetischen Verwertung der Weinüberreste erstellt. Dafür entwickelten die Forscher ein zur Verbrennung von Strohballen übliches Gerät so weiter, dass es statt trockenem Gras auch Rebholz und Trester verbrennen kann. Bei der Verbrennung der Weinüberreste entsteht Wärme, die über einen Wärmetauscher an umgebende Wasserrohre abgegeben werden kann. Die Brennwärme könnte außerdem wahlweise über eine Absorptionskälteanlage in Nutzkälte oder über eine Heißgasturbine in Strom umgewandelt werden.

Basierend auf den Mengenangaben für Rebholz und Trester in zwei ausgewählten Winzereien schätzen die Forschenden mithilfe einer Simulationssoftware, wie viel Energie die Verbrennung der Weinüberreste pro Winzerei liefern könnte. “Mit diesem Konzept zur Nutzung von Biomasseabfällen wie Rebholz und Trester anstelle konventioneller Brennstoffe wie Erdgas und Heizöl wäre es möglich, Energie für den spezifischen Bedarf der Weinbaubetriebe zu erzeugen”, erläutert Felipe Torres von der TH Köln.

Genug Energie für 47.000 Einfamilienhäuser

Basierend auf ihren Daten ermittelten die Forschenden, wie viel Energie sich durch diese Technologie deutschlandweit gewinnen ließe. Dafür nutzten sie folgende Grundannahmen: Im Jahr 2020 haben dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zufolge die großen Weinbaubetriebe Deutschlands insgesamt rund neunhundert Millionen Liter Wein produziert. Pro Liter Wein entstehen etwa 250 Gramm Trester – dies ergibt hochgerechnet 230.000 Tonnen Trester. Außerdem fallen jährlich rund 308.000 Tonnen Rebholz an.

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Daraus lässt sich errechnen, wie viel Energie bei der Verbrennung dieser Weinbau-Abfälle freiwerden. “In Summe stehen aus den Restbiomassen Trester und Rebholz insgesamt 4,2 Petajoule zur Verfügung”, berichtet Torres. Dies entspreche dem jährlichen Strom- und Wärmebedarf von mehr als 47.000 Einfamilienhäusern. Und selbst wenn die Winzereien weiterhin die 230.000 Tonnen Trester zumindest teilweise zum Düngen oder zur Herstellung von Spirituosen nutzen würden, liefert selbst die alleinige Verbrennung vom Rebholz jährlich knapp 2,8 Petajoule Energie.

“In der deutschen Weinbauwirtschaft werden überwiegend konventionelle Brennstoffe wie Erdgas und Heizöl eingesetzt, um die technischen Anlagen zur Herstellung und Kühlung des Rebensaftes zu betreiben. Doch gerade in den Anbaugebieten fallen große Mengen organischer Reststoffe an, die Energie emissionsärmer bereitstellen könnten”, fasst Thomas Mockenhaupt von der TH Köln die Ergebnisse zusammen. Darüber hinaus könnte die verbleibende Asche als Dünger im Weinberg eingesetzt werden. Laut Mockenhaupt wäre diese vollständige Verwertung der Reststoffe vor Ort ein gelungenes Beispiel für die Kreislaufwirtschaft.

Quelle: Technische Hochschule Köln

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