In ihrem ersten Test ließen McComb und ihre Kollegen 19 verschiedene Elefantengruppen auf einen Elefantenschädel, ein Stück Elfenbein und ein Stück Holz treffen und beobachteten, wie lange sich die Tiere damit beschäftigten. Hier gaben die Elefanten klar dem Elfenbein den Vorzug und berochen und betasteten es deutlich länger mit ihren Rüsseln und Füßen als das Holz oder den Schädel. Im zweiten Experiment hatten die Dickhäuter die Wahl zwischen den Schädeln eines Elefanten, eines Nashorns und eines Büffels. Dabei befassten sie sich fast doppelt so lange mit den Überresten ihres Artgenossen, beobachteten die Forscher.
Im dritten Experiment schließlich wurden die Tiere mit dem Schädel eines unbekannten Elefanten und dem der ehemaligen Leitkuh ihrer Gruppe konfrontiert, die ein bis fünf Jahre zuvor zu Tode gekommen war. Hier konnten die Tiere nicht zwischen den Überresten ihrer Verwandten und denen eines fremden Tieres unterscheiden und hielten sich an beiden Schädeln nahezu gleich lang auf.
Elefanten erkennen tatsächlich im Elfenbein oder den Knochen die Überreste einst lebender Artgenossen, erklären die Wissenschaftler diese Beobachtungen. Das unterscheidet Elefanten von fast allen anderen Tierarten. Dass Elefanten ganz gezielt zu den Todesorten speziell ihrer Verwandten und Vorfahren zurückkehren, können die Forscher allerdings nicht bestätigen: Sie bewegten sich ohnehin häufig auf alten, bekannten Wegen, was sie zwangsläufig auch zu den Sterbeorten ihrer Vorfahren führt.
Generell ausschließen wollen McComb und ihre Kollegen das Phänomen dennoch nicht: Es könne durchaus sein, dass die Tiere ihre Verwandten am Geruch oder an der Form der Stoßzähne auch nach einer gewissen Zeit noch wiedererkennen, schreiben die Wissenschaftler. Berichte über so genannte Elefantenfriedhöfe, die gezielt zum Sterben aufgesucht und von lebenden Tieren regelmäßig besucht werden, verweisen die Forscher jedoch ins Reich der Mythen.