Eine Überproduktion von Syncytin im Nervensystem kann jedoch auch negative Folgen haben, zeigten Antony und seine Kollegen in ihrer Studie. Die Wissenschaftler entdecken in Gewebeproben von MS-Patienten ungewöhnlich große Mengen des Proteins. Die Forscher injizierten Mäusen daraufhin ein Syncytin produzierendes Virus, um die Auswirkungen im lebenden Organismus zu testen. Die Viren befielen die Zellen, die daraufhin große Mengen des Proteins herstellten.
Das Syncytin förderte die Freisetzung von Entzündungsstoffen, die eine schädigende Wirkung auf die so genannten Myelinscheiden hatten. Diese Schäden an den die Nervenleitungen umgebenden Hüllen im zentralen Nervensystem lösten bei den Mäusen die klassischen MS-Symptome aus, etwa Lähmungen und Orientierungsschwächen. Nach Behandlung mit Antioxidantien beobachteten die Wissenschaftler einen leichten Rückgang der Symptome.
Die Ergebnisse deuten auf eine möglicherweise wichtige Rolle von Syncitin bei Entstehung und Verlauf der Multiplen Sklerose hin, kommentieren Anthony und weitere MS-Experten die Studie. Weitere Forschungen müssten unternommen werden, um die Zusammenhänge zwischen Syncitin und MS beim Menschen besser zu verstehen und damit ein neues Therapiefeld eröffnen zu können. Dabei könnte es auch hilfreich sein, die Rolle des Proteins bei der Bildung der Plazenta genauer zu untersuchen.