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Ein Blick für Süßes

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Ein Blick für Süßes
Frauen haben ein besonders feines Auge dafür, wie niedlich ein Baby ist ? allerdings nur, bis sie in die Wechseljahre kommen. Danach schneiden sie bei der Beurteilung des Niedlichkeitsfaktors ebenso schlecht ab wie Männer aller Altersgruppen, hat jetzt ein britisch-deutsches Psychologenteam gezeigt. Verantwortlich für den geschärften Blick sind demnach höchstwahrscheinlich die Sexualhormone Östrogen und Progesteron, deren Produktion nach den Wechseljahren deutlich abnimmt. Was die Hormone jedoch bewirken, um die Frauen selbst geringe Unterschiede zwischen Babygesichtern problemlos erkennen zu lassen, ist bislang noch völlig unklar, müssen die Forscher um Reiner Sprengelmeyer von der Universität in St. Andrews zugeben.

Eine hohe Stirn, große runde Augen, eine kleine Nase, rundliche Wangen ? schon der Verhaltensforscher Konrad Lorenz hat entdeckt, dass kleine Kinder auf Erwachsene umso goldiger wirken, je mehr sie diesem Schema entsprechen, das Lorenz dann auch folgerichtig “Kindchenschema” nannte. Ob diese Reaktion jedoch bei beiden Geschlechtern und allen Altersgruppen gleich stark ist und worauf sie überhaupt zurückzuführen ist, sei bislang ziemlich unklar, erklären Sprengelmeyer und sein Team.

Auf der Suche nach Einflussfaktoren nahmen die Wissenschaftler nun vier verschiedene Gruppen ins Visier: Junge Frauen im Alter von 19 bis 26, eine Gruppe gleichaltriger junger Männer, ältere Frauen mit einem Durchschnittsalter von 52 und ebenso alte Männer. Alle bekamen Fotos von Babygesichtern vorgelegt, bei denen die Forscher unterschiedlich starke Veränderungen vorgenommen hatten, beispielsweise an Gesichts- und Augenform, Anordnung der Gesichtszüge und der Rundung der Wangen. Einige der Bilder entsprachen nach der Modifikation mehr dem Prototyp eines niedlichen Babys, andere weniger. Aufgabe der Probanden war es dann, von zwei gleichzeitig gezeigten Bildern das auszuwählen, auf dem das Baby niedlicher wirkte.

Am besten schnitten die jungen Frauen und ein Teil der älteren Frauen ab ? und zwar diejenigen, die noch nicht in den Wechseljahren waren, zeigte eine spätere Überprüfung. Bei den Jüngeren wurde der Effekt noch zusätzlich durch die Einnahme der Antibabypille verstärkt. Die Frauen nach der Menopause und die beiden Männergruppen hatten hingegen deutliche Probleme, die Niedlichkeit der Gesichter zu charakterisieren. Zusammengenommen lege das den Verdacht nahe, dass der Unterschied vor allem auf die unterschiedlichen Level der Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron zurückzuführen sei, so die Forscher. Aus Sicht der Evolution erscheine es durchaus sinnvoll, dass vor allem Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter als die primären Bezugspersonen auf die Kinder reagierten ? schließlich erregen niedliche Kinder mehr Aufmerksamkeit und wecken zudem den Wunsch, sie zu beschützen und sich um sie zu kümmern.

Reiner Sprengelmeyer (Universität St. Andrews) et al.: Psychological Science, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1111/j.1467-9280.2009.02272.x ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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