Aus diesen Daten folgert der Forscher, dass Paviane mit einer aggressiven “Typ-A-Persönlichkeit” ihr Verhalten oft mit Krankheit bezahlen. Paviane eignen sich laut Sapolsky besonders gut für einen Stress-Vergleich mit dem Menschen, weil auch sie in vielschichtigen, wettbewerbsorientierten Gesellschaften leben. Da sie Hungersnot, Seuchen und lebenbedrohliche Feinde nicht oder kaum kennen, sind sie ideal als Modell für Gesundheitsprobleme, die sich aus dem Zusammenleben ergeben.
Demnach wirkt sich Stress am schlimmsten auf den Magen- und Darmtrakt aus sowie auf den Schlaf, das sexuelles Verlangen und den Blutdruck. Der Blutdruck jagt nur zwei Sekunden nach einem Stresserlebnis in die Höhe, fand Sapolsky. Diese schnelle Reaktion ist eine schlechte Nachricht für “Typ A”-Persönlichkeiten, die sich durch eine Vielzahl von Faktoren ständig aus der Ruhe bringen lassen. Der Biologe ist überzeugt davon, dass “Typ A”-Verhalten gefährlicher ist für das Herz als etwa Rauchen.
Unglücklicherweise steigt der Anteil der Stress-Hormone im Körper mit zunehmendem Alter. Gleichzeitig produzieren die entscheidenden Hirnzellen weniger Rezeptoren auf ihrer Oberfläche und sind dadurch mehr und mehr verletzbar. Die stete Belastung durch Stress-Hormone kann die Zellen im Hippokampus des Gehirns töten, sagt Sapolsky.
Sein kanadischer Kollege Michael Meaney von der McGill Universität in Montreal widerspricht dem. Etwas Stress ist ideal zur Stimulierung der Hirnzellen. Außerdem hilft er jungen Tieren, sich schon früh auf die Stresshormone einzustellen und sie später besser zu vertragen.