Schimpansen zeigen keinerlei Interesse an einer guten Tat gegenüber nicht verwandten Artgenossen, auch wenn ihnen selbst dadurch keinerlei Nachteile entstehen. Soziales und kooperatives Verhalten beschränkt sich bei ihnen im Gegensatz zum Menschen auf Verwandte und den jeweiligen Partner. Befreundete Tiere bekommen dagegen nichts davon zu spüren, zeigt jetzt eine amerikanische Studie.
Als Probanden fungierten 18 Schimpansen aus zwei Gruppen aus Louisiana und Texas, die nicht miteinander verwandt sind, aber jeweils seit mehr als 15 Jahren zusammenleben. Die Wissenschaftler setzten den Tieren einzeln einen Apparat vor, der durch Ziehen an einem Seil eine Portion Futter lieferte. Dabei konnte sich jeder Affe entscheiden, ob nur er allein etwas zu fressen bekam oder gleichzeitig und in der gleichen Menge auch ein zweiter, befreundeter Schimpanse, der sich in Sicht- und Hörweite befand.
Für welche Möglichkeit der Affe am Apparat sich auch immer entschied ? sein eigener Lohn in Form einer bestimmten Menge an Futter blieb gleich. Das überraschende Ergebnis der Tests: Keiner der 18 Schimpansen entschied sich häufiger für die zweite Option, wenn bekannte Artgenossen anwesend waren, als wenn er allein vor dem Apparat stand.
Empathie und Besorgnis über das Wohlergehen von befreundeten Artgenossen könnten rein menschliche Eigenschaften sein, da sie bei Schimpansen fehlen, umreißen die Forscher eine mögliche Erklärung für die Beobachtung. Eventuell sei solches altruistisches Verhalten noch bei anderen Tierarten zu finden, die stärker als Schimpansen kooperative Strategien in ihrem Zusammenleben anwenden ? etwa bei Säugetieren, die sich bei der Aufzucht und Erziehung des Nachwuchses gegenseitig helfen.
Joan Silk ( Universität von Kalifornien, Los Angeles) et al.: Nature (Bd. 437, Nr. 7063, S. 1357) ddp/wissenschaft.de ? Martina Feichter