Die Summe der kleinen Bewegungen im Alltag wirkt sich deutlich auf den Kalorienverbrauch eines Menschen aus. So bewegen sich übergewichtige Menschen messbar weniger und sitzen rund zwei Stunden pro Tag länger als Menschen mit normalem Körpergewicht. Der Grund dafür ist jedoch keine durch das Übergewicht bedingte Trägheit, sondern liegt in biologischen Faktoren im Gehirn. Das schließen amerikanische Wissenschaftler aus Messungen aller körperlichen Aktivitäten von zwanzig Freiwilligen. Matthew Clark und James Levine von der Mayo-Klinik in Rochester berichten über die Ergebnisse im Fachmagazin Science (Ausg. 307, 28. Januar, S. 584 )
Die Wissenschaftler brachten Bewegungssensoren an der Kleidung von zehn schlanken und zehn übergewichtigen Testpersonen an und zeichneten so jede noch so kleine Bewegung auf ? vom nervösen Wippen mit dem Fuß bis zum Griff nach dem Telefonhörer. Außerdem kontrollierten die Forscher die Kalorienaufnahme der Testpersonen mit speziell für die Probanden angefertigten Menüs. Die Probanden, die sich allesamt als unsportlich bezeichneten, gingen während der Studie ihren üblichen Alltagsbeschäftigungen nach und verzichteten auf zusätzliche sportliche Aktivität. Die schlanken Freiwilligen verbrauchten durch erhöhte körperliche Aktivität im Alltag rund 350
Kilokalorien pro Tag mehr als die Übergewichtigen, ergab die Auswertung. Das entspricht etwas mehr als einer halben Tafel Schokolade.
In einem zweiten Experiment verordneten die Wissenschaftler den schlanken Probanden eine kalorienreiche und den Übergewichtigen eine kalorienarme Kost. Als Folge nahmen die Schlanken in einem Zeitraum von acht Wochen rund vier Kilogramm zu, die Übergewichtigen verloren dagegen im Schnitt acht Kilogramm an Körpergewicht. Die Forscher wiederholten den Bewegungstest und konnten dabei beobachteten, dass sich die Gewichtsveränderung nicht auf das Bewegungsverhalten der Probanden auswirkte.
Wie viel sich ein Mensch im Alltag bewegt, wird durch biologische Faktoren im Gehirn bestimmt, schließen die Wissenschaftler aus den gewonnenen Ergebnissen. Es gebe Hinweise, dass Botenstoffe im Gehirn eine große Rolle dabei spielen, ob ein Mensch sich viel oder wenig bewegt. Die tatsächlichen Schlüsselfaktoren müssten jedoch erst gefunden werden.
ddp/wissenschaft.de ? Birgit Buchroithner