Zwischen 1347 und 1352 wütete die Pest in Europa. Sie traf die Menschen völlig unvorbereitet und raffte jeden Dritten dahin. Schätzungen gehen von rund 25 Millionen Toten aus. Der Grund für die Ausbreitung der Krankheit war unter anderem, dass die physische Widerstandskraft der Menschen damals durch viele klimabedingte Missernten stark geschwächt war.
Ähnlich verhält es sich heutzutage in Westafrika. Die Bevölkerung hat zu wenig zu essen, dazu kommen seit Jahrzehnten Bürgerkriege, Massaker, Korruption und Misswirtschaft. Von einer funktionierenden Infrastruktur kann keine Rede sein. Quarantäne-Vorschriften können nur schwer umgesetzt werden und ein Impfstoff gegen Ebola steht noch nicht zur Verfügung. “In Westafrika wiederholt sich im Kleinen, was in Europa im Großen geschah”, stellt Gartner in der Dezemberausgabe von bdw fest. Noch – denn wenn die Seuche Indien erreicht, nimmt sie wirklich globale Dimensionen an. Der Hintergrund: In Westafrika sind viele Inder im Handel beschäftigt und schon jetzt stehen Tausende von ihnen, die in ihre Heimat zurückgekehrt sind, dort unter Quarantäne. In den Slums Indiens könnte sich das Virus ausbreiten wie ein Feuer im Wind, befürchten Experten. Immerhin – ähnlich wie während der Pest im Mittelalter beginnen Mediziner jetzt endlich über verbindliche Verhaltensnormen nachzudenken und nach den Ursachen der Seuche zu forschen. Das Problem dabei ist, dass sich das Virus immer wieder verändert. Und zwar schneller, als Gegenmittel bereitstehen. “Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit”, resümiert Gartner im aktuellen Heft von bild der wissenschaft, “und der lässt sich nur gewinnen, wenn sich die Welt endlich als Gemeinschaft begreift.”