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Die Haselmaus überrascht Biologen

Erde|Umwelt

Die Haselmaus überrascht Biologen
Haselmaus
Die Haselmaus ist doch kein reiner Gehölzbewohner, wie Biologen herausgefunden haben. © JRG/ Adobe Stock

Die kleine, in Deutschland streng geschützte Haselmaus galt bisher als strikter Gehölzbewohner, deswegen hat man auch nur dort nach ihr gesucht. Doch jetzt enthüllt eine genauere Untersuchung mit einigen besenderten Exemplaren dieser Nagetiere: Auch Schilfbestände sind bei den Haselmäusen beliebt. Sie halten sich dort sowohl zur nächtlichen Futtersuche als auch tagsüber beim Ruhen im Nest auf – und dies fast genauso oft wie im Wald. Das hat Konsequenzen auch für ihren Schutz.

Anders als es ihr Name suggeriert, ist die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) keine Maus, sondern gehört wie der Siebenschläfer zur Familie der Bilche. Typisch für das kleine, nachtaktive Nagetier sind ihre kugeligen Nester aus fest miteinander verwobenem Gras und Blättern. In diesen verschläft die Insekten, Früchte, Blüten und -knospen fressende Haselmaus den Tag. Für ihren Winterschlaf baut sie ein spezielles Winternest in Erdhöhlen oder unter der Streu. Die Haselmaus ist auch in Deutschland heimisch steht aber wegen ihrer geringen Populationsdichte und des schwindenden Lebensraums unter strengem Schutz.

Gehölze bevorzugt?

Bisher galt die Haselmaus als typischer Wald- und Heckenbewohner und damit als eine Charakterart artenreicher und lichter Wälder mit gut ausgebildeter Strauchschicht. Man nahm an, dass der kleine Nager als strikt arboreale Art seine Reviere, Nester und Futtersuche auf solche von Gehölzen geprägte Lebensräume beschränkt. Deswegen wird bisher – beispielsweise vor Baumaßnahmen – das Vorkommen der Haselmaus nur in Waldlebensräumen und Hecken geprüft. Doch in den letzten Jahren gab es immer wieder Hinweise darauf, dass diese Habitatzuschreibung bei der Haselmaus möglicherweise doch zu eng gegriffen ist. So wurden die kleinen Nagetiere unter anderem in Heidegebieten, Buschland und in Schilfbeständen gesichtet.

Ob es sich dabei nur um Einzelfälle handelt oder ob mehr dahintersteckt, haben nun Raja Wipfler von der Universität Bayreuth und ihre Kollegen genauer untersucht. Als Testgebiet wählten sie das Regnitztal südlich von Bamberg, in dem Gehölze und Schilfbestände direkt aneinandergrenzen. Das Team fing acht Haselmäuse vorübergehend ein und stattete sie mit einem kleinen Funksender aus. So konnten sie nachvollziehen, wo sich die Tiere bei der Futtersuche und auch während der Ruhephase am Tag aufhielten.

Tags und nachts im Schilf

Die Auswertungen der Senderdaten enthüllten Überraschendes: Die Haselmäuse nutzten die Schilfflächen in ähnlichem Maße wie das angrenzende Waldland”, berichten Wipfler und ihre Kollegen. Nachts lagen 41,1 Prozent der Messpunkte im Schilf und 50,7 Prozent im Gehölzbestand. Und auch tagsüber, während die kleinen Nager in ihrem Nest ruhten, lieferten die Senderdaten ein unerwartetes Bild: “Im Schnitt wählten die Haselmäuse 42,5 Prozent ihrer Ruheorte im Schilfbestand, 45 Prozent lagen im angrenzenden Wald und 12,5 Prozent der Nester lagen an der Grenze zwischen Schilf und Gehölz”, berichten die Biologen.

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Wipfler und ihr Team vermuten, dass der Aufenthalt im Schilf den Haselmäusen besseren Schutz vor Fressfeinden bietet. Das Schilf ist zudem Lebensraum vieler Insekten, die eine Nahrungsquelle für Haselmäuse sind, und bietet reichlich geeignetes Nistmaterial. Denkbar wäre aber auch, dass die Haselmäuse vom Wald in das Schilf ausweichen, um der Konkurrenz durch die größeren und stärkeren Gelbhalsmäuse und Waldmäuse auszuweichen, wie die Forschenden erklären. Die neuen Erkenntnisse seien für den Naturschutz und die Anpassung von Schutzmaßnahmen von großer Bedeutung. “Es ist wichtig, dass Behörden und staatliche Institutionen das Wissen zu Schilfbeständen als Lebensraum der Haselmäuse nun in ihre Schutzprogramme und die Überwachung aufnehmen”, betonen Wipfler und ihr Team.

Quelle: Universität Bayreuth; Fachartikel: Journal of Vertebrate Biology, doi: 10.25225/jvb.23118

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