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Die älteste fossile Kaulquappe der Welt

Paläontologie

Die älteste fossile Kaulquappe der Welt
Kaulquappe Lebendrekonstruktion
Die neuentdeckte Kaulquappe lebte zu Zeiten der Dinosaurier. © Gabriel Lío

Frösche und Kröten beginnen ihr Leben als Kaulquappen – und das offenbar schon seit langer Zeit, wie nun ein besonderer Fossilienfund aus Argentinien zeigt. Dort haben Paläontologen das älteste bekannte Fossil einer Kaulquappe entdeckt. Es ist 161 Millionen Jahre alt. Die Froschlarve lebte damit zu Zeiten der Dinosaurier, ihre Lebensweise war der heutiger Kaulquappen aber offenbar bereits sehr ähnlich, wie das Team in „Nature“ berichtet.

Frösche verbringen ihre Jugend rein aquatisch: Der Laich entwickelt sich im Wasser und die daraus schlüpfenden Froschlarven sind mit Kiemen ausgestattet. Statt mit Beinen bewegen sie sich mithilfe ihres kräftigen Schwanzes schwimmend fort. Erst im Laufe der Larvenentwicklung wachsen den Kaulquappen Beine, die Kiemen werden reduziert und schließlich vollzieht der junge Frosch den Übergang zum Land. Die ältesten adulten Froschfossilien stammen bereits aus der Zeit vor 215 Millionen Jahren, doch ob diese Urzeit-Amphibien auch damals schon diese Metamorphose durchliefen, ist unklar. Denn in den Fossilfunden klafft eine große Lücke: Die ältesten bekannten Fossilien von Kaulquappen sind gerade einmal 145 Millionen Jahre alt.

Kaulquappe aus der Zeit der Dinosaurier

Ein ungewöhnlicher Fossilienfund aus Argentinien könnte nun allerdings Licht ins Dunkel bringen. In der patagonischen La-Matilde-Formation haben Paläontologen um Mariana Chuliver von der Universidad Maimónides in Buenos Aires gerade die älteste bekannte Kaulquappe entdeckt. Sie ist 161 Millionen alt und lebte damit zu Zeiten der Dinosaurier. Der Körper der fossilen Kaulquappe ist fast komplett erhalten und beherbergt sogar versteinerte Weichteile wie die Augen und einige Nerven. Sie sind jeweils als dunkle Abdrücke sichtbar. Mit einer Länge von 16 Zentimetern handelt es sich bei der Kaulquappe außerdem um ein wahres „Riesenbaby“.

Die Transformation der Kaulquappe zu einem ausgewachsenen Frosch war zum Zeitpunkt ihres Todes bereits sehr weit fortgeschritten, wie Chuliver und ihre Kollegen berichten. Sie können sogar mit ziemlicher Sicherheit sagen, welche Art Frosch aus der Kaulquappe geworden wäre: ein ebenso riesiger Notobatrachus degiustoi. Darauf deuten sowohl der Körperbau der Kaulquappe als auch ihr Fundort hin, denn in ihrem Umfeld stieß das Team auf hunderte erwachsene Notobatrachus. Die Beschaffenheit des Sediments lässt zudem vermuten, dass die Tiere einst in einem Überschwemmungsgebiet gelebt haben. Diesen Lebensraum teilten sie sich unter anderem mit verschiedenen Pflanzen, Krebstieren, Muscheln und Insekten, die der Nachwelt ebenfalls ihre fossilen Überreste hinterlassen haben.

Lebensweise war ähnlich wie heute

Obwohl die Kaulquappe vor so langer Zeit lebte, ist sie heutigen Froschlarven überraschend ähnlich, wie Chuliver und ihr Team festgestellt haben. „Mehrere anatomische Merkmale der Kaulquappe von N. degiustoi deuten darauf hin, dass sich wichtige Merkmale bereits in den Stammtaxa entwickelt haben, insbesondere die Strukturen des Hyobranchialskeletts, die am Ernährungsmechanismus beteiligt sind“, erklären die Paläontologen. Bei dem Ernährungsapparat der Kaulquappe handelte es sich demnach bereits um eine Art Filtersystem, mit dem sie einst Nahrungspartikel aus Wasserströmungen auffangen konnte – genau wie heutige Kaulquappen.

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„Diese neue Entdeckung zeigt, dass ein zweiphasiger Lebenszyklus mit filtrierenden Kaulquappen, die aquatische Umgebungen bewohnen, bereits in der frühen Evolutionsgeschichte der Frösche und Kröten vorhanden war und seit mindestens 161 Millionen Jahren stabil geblieben ist“, fasst das Team zusammen.

Quelle: Nature, doi: 10.1038/s41586-024-08055-y 

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