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Deutsche Parkanlagen leiden unter Klimastress

Klimawandel

Deutsche Parkanlagen leiden unter Klimastress
Gekürzte Baumkronen im Berliner Schlosspark Schönhausen. © TU Berlin

Hitze, Stürme und Trockenheit – die immer häufigeren Extremwetterereignisse im Zuge des Klimawandels bedrohen auch die historischen Grünanlagen Deutschlands, geht aus dem ersten bundesweiten Parkschadensbericht hervor. Demnach haben die Extremwetterereignisse der vergangenen Jahre in vielen Parks schwere Schäden an den teils alten Baumbeständen verursacht. Durch die hohe Biodiversität in den Anlagen zeichnet sich aber auch ab, welche Baumarten den zukünftigen Klima-Herausforderungen am besten gewachsen sind. Dadurch können die Ergebnisse dem Erhalt der kulturell und ökologisch bedeutenden Anlagen dienen, sagen die Wissenschaftler.

Im Zuge des Klimawandels sind mit häufigeren und intensivere Klimakapriolen zu rechnen: Diese Befürchtungen der Klimaforscher scheinen bereits in der Realität angekommen zu sein. Denn in den letzten Jahren litten in Deutschland Mensch und Natur besonders intensiv unter ungewöhnlichen Dürreperioden, Hitzewellen und Stürmen. Klar scheint: Von diesen Belastungen waren neben den Wäldern auch die Parkanlagen in unserem Land betroffen. Doch bislang gab es dazu nur Einzelberichte der zuständigen Institutionen bestimmter Parks – bisher fehlte eine umfassende Dokumentation. Diese Lücke haben nun Forschende der Technischen Universität Berlin mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geschlossen: Sie haben einen Parkschadensbericht mit Bezug auf das Jahr 2022 erarbeitet – eine „Zustandserfassung der Schäden an Gehölzen in historischen Parks in Deutschland infolge des Klimawandels“.

62 Parkanlagen untersucht

Die Studie basiert auf der Auswertung von Datensätzen, die aus 62 Parkanlagen Deutschlands stammen. Ausgewertet wurden Informationen über die Vitalität der einzelnen Baumarten, den Zustand der Parkanlagen insgesamt und die Abhängigkeit der Befunde von den Umweltparametern in den vorausgegangenen Jahren. In die Untersuchungen flossen zudem Satelliten-Daten der Raumfahrtmission Sentinel-2 des Copernicus Programms der Europäischen Weltraumorganisation ESA ein. Es handelte sich dabei um Auswertungen von Spektraldaten: Bestimmte Signaturen des von Pflanzen reflektierten Lichts lassen Rückschlüsse auf ihren Zustand zu. So konnten die Wissenschaftler bei einigen Parkanlagen auch Entwicklungstrends im Zuge der Extremwetter-Perioden erkennen.

Wie das Team berichtet, ergab der Parkschadensbericht ein schlechtes Gesamtbild des Gesundheitszustands der Bäume in den Parks für das Jahr 2022: Demnach zeigten unterm Strich rund 60 Prozent aller Gehölze Beeinträchtigungen, die hauptsächlich auf Hitze und Trockenheit in der Zeit von 2018 bis 2020 zurückzuführen sind. Im Detail bedeutet das: Nur rund 41 Prozent der Bäume waren vital oder nur geringfügig geschwächt. Etwa 50 Prozent waren leicht bis mittelstark betroffen und neun Prozent waren schwer beschädigt oder sogar tot. Allerdings ergeben sich diese Mittelwerte wiederum aus regional teils sehr unterschiedlichen Befunden, betonen die Wissenschaftler. Denn je nach der speziellen Empfindlichkeit der Anlagen und den verschiedenen Wetterverläufen an den jeweiligen Standorten ergaben sich geringe bis sehr starke Auswirkungen.

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Besonders betroffen waren mit einem Anteil von 90 bis 100 Prozent geschädigter Bäume beispielsweise Parks in Liebenstein, Wiesbaden, Lichtenwalde sowie der Jenischpark in Hamburg und Park Schönfeld in Kassel. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Parks, in denen nur fünf bis 25 Prozent der Gehölze als geschädigt einzustufen sind, zeigt die Studie auf. Das Fazit lautet deshalb: „Wir konnten insgesamt eine Verschlechterung der Situation bei den Bäumen in den vergangenen Jahren feststellen. Dabei waren die Auswirkungen aber lokal sehr unterschiedlich. Auch hier zeigt sich wieder, dass man den Klimawandel ernst nehmen muss, sich aber davor hüten sollte, generalisierend überall die gleichen Probleme zu erwarten“, sagt Studienleiter Norbert Kühn von der Technischen Universität Berlin.

Hinweise auf Anpassungsmöglichkeiten

Wie die Forschenden weiter berichten, lieferte die Untersuchung auch Ergebnisse, die der Anpassung der Parks an die zu erwartenden klimatischen Bedingungen zugutekommen könnten. Denn es zeigte sich, welche Baumarten in den Parks besser oder schlechter mit den Belastungen zurechtgekommen sind. „Es gilt nun die künftige Gestaltung von Parkanlagen zu überdenken. Benötigt werden vermehrt Baumarten, die Hitzestress und Trockenheit vertragen“, sagt Kühn. Dabei zeichnen sich in den Ergebnissen bestimmte Spezies ab: „Etwa die sogenannten ‘nearly natives’ – also Arten, die aus südlich angrenzenden Gebieten stammen und im Zuge der Klimaveränderung über kurz oder lang sowieso bei uns einwandern würden“, sagt Kühn. Beispiele sind ihm zufolge die Flaum- und Zerr-Eiche, die Blumen-Esche, Hopfenbuche oder die Silber-Linde. Sie könnten offenbar „Zukunftsbaumarten“ sein, die auch Parkbepflanzungen insgesamt widerstandsfähiger gestalten könnten.

Der Schutz historischer Parkanlagen hat eine vielschichtige Bedeutung, hebt Kühn abschließend hervor. Denn sie sind nicht nur Kulturgüter und Erholungsräume, sondern beeinflussen auch das Stadtklima positiv und besitzen zudem biologische Relevanz. Dies hat die Studie ebenfalls erneut verdeutlicht: Die Wissenschaftler haben insgesamt 543 verschiedene Baumarten in den 62 untersuchten Anlagen dokumentiert. „Die Parks sind teils über Jahrhunderte liebevoll gepflegt worden und in ihnen wurden in manchen Fällen Lebensgemeinschaften bewahrt, die in der umgebenden, intensivierten Landschaft ausgestorben sind. Es sollte daher eine gesellschaftliche Aufgabe sein, sie auch in Zeiten des Klimawandels für uns alle zu erhalten“, so Kühn. Deshalb sollte man die Zustandsentwicklung der Parkanlagen auch weiterhin im Auge behalten, sagt abschließend Alexander Bonde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt: „Idealerweise entwickelt aus der aktuellen Arbeit eine regelmäßige Analyse – analog zum Waldzustandsbericht“, so Bonde.

Quellen: Technische Universität Berlin, Deutsche Bundesstiftung Umwelt

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