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Der Vernetzer

Serie: Hervorragend - Junge Menschen und ihr Engagement

Der Vernetzer
Foto: Anke Kristina Schaefer

Schon seit seiner Kindheit ist Louis Motaal Umweltaktivist: bei Plant for the Planet, Greenpeace und zuletzt bei Fridays for Future. Doch das vergangene Jahr mit den weltweiten Protesten und einer plötzlichen Aufbruchsstimmung hat selbst den Profi-Protestler überrascht.

Während Louis Motaal im Video-Interview von seinem Umweltengagement erzählt, ist er zu Fuß auf dem Weg durch Berlin zu seiner neuen WG. Morgens hat er bereits in einer Telefonschalte mit verschiedenen Umweltverbänden gesprochen, die wissen wollten, wie „Fridays for Future“ mit dem Coronavirus umgehen wird. Es ist der 11. März, die Krise nimmt gerade erst ihren Anfang. Abends wird der Geografiestudent sich mit den Berliner Ortsgruppen von Fridays for Future treffen, denn sie wollen sich umstrukturieren.
Seit über einem Jahr steckt Louis Motaal mitten drin in den freitäglichen Demonstrationen, das Thema begleitet ihn jeden Tag. Doch es ist nicht so, als wäre dieses ausgeprägte Engagement etwas Neues für ihn. Mit zehn wollte Louis unbedingt Greenpeace-Aktivist werden. „Ich habe in der Fußgängerzone mit Leuten von Greenpeace gesprochen, aber sie meinten, ich sei noch zu klein. Dabei hätte ich mir irgend‧welche Kletteraktionen natürlich locker zugetraut“, erzählt er mit einer Portion Selbstironie. Stattdessen fängt der gebürtige Stuttgarter an, sich bei „Plant for the Planet“ zu engagieren, einer Kinder- und Jugendorganisation, die dem Klimawandel mit dem Pflanzen von Bäumen entgegenwirken will. Louis hält Vorträge in Schulen und darf mit 13 dann endlich auch bei Greenpeace mitmachen. Die beiden Initiativen ergänzten sich gut, findet er. „Bei Plant for the Planet habe ich eher alleine Vorträge gehalten, bei Greenpeace waren es Gruppenaktionen. Wir sind zusammen mit dem Regionalzug nach Berlin gefahren, um an Demos teilzunehmen, solche Sachen.“

Der Start in Kattowitz

So wächst Louis auf, macht sein Abi und steckt gerade mitten in einem einjährigen Freiwilligendienst, als plötzlich Fridays for Future „passiert“. Im Dezember 2018 ist Louis bei der Klimakonferenz in Kattowitz dabei. Durch sein jahrelanges Engagement in Umweltverbänden kennt er einige andere junge Gleichgesinnte, unter ihnen Luisa Neubauer. Auch sie ist in Kattowitz vor Ort, doch die öffentliche Aufmerksamkeit liegt auf Greta Thunberg. Sie streikt zu diesem Zeitpunkt schon knapp vier Monate, in Deutschland war dagegen noch niemand freitags auf der Straße. „Es gab auch in Deutschland einige Whatsapp-Gruppen, in denen über Streiks diskutiert wurde. Aber die allgemeine Stimmung war: Da macht doch keiner mit“, erzählt Louis.
Nach einer Woche Klimakonferenz verändert sich plötzlich die Stimmung. „Da sagte Luisa, sie würde nach Berlin fahren und einen Streik organisieren. Von anderen hörte ich auch, dass sie streiken wollten.“ Louis selbst ist zu diesem Zeitpunkt noch skeptisch, aber ein paar Tage später fährt auch er spontan nach Berlin zurück, wo er inzwischen lebt. „Ich bin Donnerstagabend in Kattowitz losgefahren und Freitagmorgen in Berlin aus dem Bus gepurzelt, um beim Streik vor dem Kanzleramt dabei zu sein“, erzählt er.

Die Stimmung war einfach da

Die Erfahrung dort unterscheidet sich stark von allem, was er bisher beim Organisieren von Demos erlebt hat. „Ich kenne es so, dass man sagt: Hey, jetzt werden wir richtig laut. Aber im Endeffekt bedeutet es richtig viel Arbeit. Man muss alle lokalen Aktionsgruppen anrufen und dann ist es trotzdem schwer, die Leute zu motivieren“, erzählt er. „Jetzt hatte man niemanden angerufen, nicht irgendwie Stimmung gemacht, sondern die Stimmung war einfach da.“
Die Stimmung hat gehalten. „So gut wie jetzt ist es noch nie gelaufen. Was wir uns immer erträumt haben, ist jetzt da“, sagt Louis. Ihn motiviert der Blick in die Zukunft. „Nicht was Daten, Zahlen, Fakten betrifft, aber was diese Generation betrifft, die gerade groß wird. Was ist alles noch möglich, wenn wir so viel schon geschafft haben? Das macht große Lust auf die Zukunft“, sagt er. „Ich habe Lust, mit diesen Leuten die Welt zu gestalten.“

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Der Beitrag stammt aus der Ausgabe 6/2020 von natur, die Sie hier bestellen können. In Zukunft stellen wir in jeder natur-Ausgabe und auf unserer Website junge Menschen vor, die sich aktiv für Natur, Umwelt und Klima engagieren. Vorschläge gern an redaktion-natur@konradin.de.

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