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Der ungewöhnliche Speiseplan von Bagheera kiplingi

Erde|Umwelt

Der ungewöhnliche Speiseplan von Bagheera kiplingi
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Bagheera kiplingi ernährt sich von Akazienspitzen. Bild: R. L. Curry.
Forscher haben in Zentralamerika die erste Spinne entdeckt, die sich nahezu vollständig vegetarisch ernährt. Die Springspinne Bagheera kiplingi verschlingt eiweiß- und fettreiche Futterkörper aus den Blättern von Akazien. Das ist nicht ganz ungefährlich: Die Bäume kooperieren nämlich mit Ameisen, die rigoros Fressfeinde abweisen und dafür mit Nektar Ameisen belohnt werden. Um den Bodyguards zu entgehen, ist Bagheera daher blitzschnell, verteidigt verbissen ihr abseits angelegtes Nest und schützt ihre gefährdeten Jungtiere mit einem Trick ? sie ähneln im Aussehen den Akazienameisen.

Die Spinne Bagheera kiplingi lebt in Zentralamerika und Mexiko auf Akazien und ernährt sich von Futterkörpern, die an den Spitzen der Blätter wachsen. Eine Ausnahme, weiß Mitautor Christopher Meehan: ?Damit ist sie die erste bekannte Spinne, die sozusagen Pflanzen jagt statt Insekten.” Innerhalb von fünf Minuten verspeist Begheera einen Futterkörper, der zu 80 Prozent aus Fasern besteht. Bislang war lediglich bekannt, dass Spinnen hauptsächlich Beutetiere fressen und nur gelegentlich Blütennektar oder Pollen naschen. Bei Bagheera ist es umgekehrt: Sie ernährt sich hauptsächlich von den Pflanzenbestandteilen, selten aber auch von Ameisenlarven.

Konkurrenten der Spinne sind Ameisen, die “ihre” Akazien auch gegen große Pflanzenfresser verteidigen. Die Ameisen wohnen in großen hohlen Dornen und werden für ihren Kampfesmut mit Nektar belohnt. Neben dem Nektar haben es die Tiere jedoch ebenfalls auf die Futterkörper abgesehen, und zwar als Nahrung für ihre Brut. Bei der Verteidigung gegen die Spinnen haben die Ameisen jedoch schlechte Chancen: Wie alle Springspinnen besitzt auch Bagheera kiplingi sehr gute Sinnesorgane und Agilität. Zusätzlich hat sie extrem ausgeklügelte Fluchtstrategien entwickelt. So nistet Bagheera beispielsweise an futterarmen älteren Zweigen, die von den Ameisenpatrouillen kaum kontrolliert werden, hält sich von frisch gewachsenen Futterstellen fern, wechselt bei Angriffen schnell ihre Richtung und legt mit Spinnfäden Rückzugswege an.

Die Jungtiere werden mit einem Anpassungstrick geschützt: Sie sehen den Ameisen nicht nur ähnlich, sondern sie verhalten sich auch wie diese. Das ist einer der Gründe, weshalb das Zusammenleben von Spinne und Akazienameisen erst 2001 entdeckt wurde. Die Nester von Bagheera befinden sich dicht gedrängt an abseits gelegenen Ästen der Akazie, wo sich die weiblichen Tiere sogar bei der Pflege von Eiern und Jungtieren gegenseitig unterstützen. Dringen dennoch Ameisenstoßtrupps in die Kolonie vor, wehrt sich die Spinne nach Kräften mit Bissen. Der Name Bagheera kiplingi ist übrigens eine Hommage an den Schwarzen Panther in Rudyard Kiplings ?Dschungelbuch?.

Christopher Meehan (Villanova University) et al.: Current Biology, Online-Vorabveröffentlichung vom 12. Oktober ddp/wissenschaft.de – Rochus Rademacher
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