In freier Wildbahn sind die Spix-Aras (Cyanopsitta spixii) inzwischen ausgestorben. Doch eine gezielte Nachzucht mit den letzten noch lebenden Exemplaren hat die blauen Papageien vor dem völligen Verschwinden gerettet. Jetzt sind die ersten dieser Tiere nach Brasilien gebracht worden, wo sie in den nächsten Monaten auf ihre Wiederansiedlung und das weitere Leben in freier Wildbahn vorbereitet werden. Die realen Vorbilder für den Film “Rio” könnten damit noch eine zweite Chance bekommen.
Weltweit bekannt wurden die blaugefiederten Spix-Aras vor allem durch die Animationsfilme “Rio” und “Rio 2”. In ihnen spielen zwei der letzten Vertreter dieser ursprünglich in Brasilien heimischen Papageienart die Hauptrollen. Die erst 1819 erstmals beschriebene Papageienart lebte in waldreichen Landschaften des brasilianischen Bundesstaats Bahia, war aber schon damals selten. In den 1970er und 1980er Jahren wurden die Spix-Aras wegen ihrer blauen Farbe und ihrer Rarität vielfach illegal gefangen und verkauft, zudem wurden Teile ihres Lebensraums für den Maisanbau abgeholzt. Als Folge gelten diese Papageien seit rund 20 Jahren im Freiland als ausgestorben.
Die letzten ihrer Art
Doch schon während die letzten wilden Vertreter der Spix-Aras um ihr Überleben kämpften, versuchten Artenschützer und Biologen, diese Art in Gefangenschaft nachzuzüchten – zunächst nur mit mäßigem Erfolg. Denn es waren nur noch wenige Dutzend dieser Vögel vorhanden, so dass die genetische Vielfalt der Spix-Aras bereits stark reduziert war. Unter diesen Umständen ist die Zucht einer überlebensfähigen Population besonders schwer. Tatsächlich blieben die ersten Versuche der Nachzucht in Brasilien zunächst erfolglos. Im Jahr 2016 nahm sich dann der Verein Association for the Conservation of Threatend Parrots e.V. (ACTP) der blauen Papageien an.
In Zusammenarbeit mit weiteren Partnern wurde eine Nachzuchtstation in Berlin aufgebaut und 2018 führte man dort nahezu alle noch existierenden Spix-Aras zusammen. Seither werden dort unter anderem mithilfe der künstlichen Befruchtung die Spix-Aras erfolgreich nachgezüchtet. Aus der kleinen Anfangspopulation von nur 53 Vögeln sind inzwischen 180 gesunde Papageien geworden. Von diesen sollen nun die ersten Tiere wieder in ihre ursprüngliche Heimat ausgesiedelt werden. Am 3. März 2002, pünktlich zum World Wildlife Day traten 49 Spix-Aras aus Berlin und drei Tiere von der belgischen Partnerstation die Flugreise nach Brasilien an.
Zurück nach Brasilien
Ziel der blauen Papageien war ein Schutzgebiet in der Region Caatinga, nahe am ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Spix-Aras. In einem speziellen Zucht- und Auswilderungsgehege sollen die Spix-Aras in den nächsten Monaten auf ihre Wiederansiedlung und das weitere Leben in freier Wildbahn vorbereitet werden. Hilfe bekommen sie dabei unter anderem von gefiederten Mentoren: Rotrücken-Aras, die schon länger in diesem Gebiet leben und die den Neuankömmlingen unter anderem zeigen können, wo sie Futter finden und wie sie sich gegen Greifvögel schützen können. Klappt die Eingewöhnung, soll die erste Gruppe der Spix-Aras im Jahr 2021 in die Freiheit entlassen werden.
“Unser Ziel ist es, dass sich alle Spix-Aras bis 2021 erfolgreich an die noch unbekannten Bedingungen in Brasilien angepasst haben, damit sie endgültig in die Caatinga, ihre neue Heimat, ausgewildert werden können”, heißt es auf der Website der ACTP. Die neue Heimat der Spix-Aras wird ein Schutzgebiet im Caatinga-Gebiet sein. Die Wiederansiedlung der Papageien ist Teil eines größeren Community-Programms in der 2018 zum Schutzgebiet erklärten Caatinga, wo Artenvielfalt und ökologische Landwirtschaft gefördert werden sollen. Die rund 7500 Schüler der dortigen Schulen werden über das Projekt unterrichtet und sollen so für das Thema Artenschutz und Eco-Tourismus sensibilisiert werden, wie ACTP berichtet.
Association for the Conservation of Threatend Parrots e.V. (ACTP); Spix-Ara – die Rückkehr einer Art