Die Pubertät ist ansteckend ? zumindest bei männlichen Aalen. Das hat ein internationales Forscherteam in Experimenten mit den Fischen gezeigt. Als die Wissenschaftler Aale, deren sexuelle Reife mit Hormonen künstlich beschleunigt worden war, mit unbehandelten Artgenossen in ein Becken sperrten, begannen auch bei den unbehandelten Tieren die Hoden heranzuwachsen. Wahrscheinlich wird die sexuelle Reife durch Duftstoffe angeregt, die über das Wasser von Tier zu Tier transportiert werden, vermuten die Forscher.
Die Wissenschaftler behandelten in ihren Tests eine Gruppe männlicher und weiblicher Aale mit Hormonen. Nachdem die Tiere sexuell herangereift waren, kamen sie in einem gemeinsamen Becken mit unreifen Männchen in Kontakt, die daraufhin ein deutliches Hodenwachstum, jedoch noch keine Spermienproduktion zeigten. Diese Wirkung beobachteten die Forscher sowohl bei Fischen, die im gleichen Becken gehalten wurden, als auch bei Tieren, die nur mit dem Wasser in Kontakt gekommen waren, in dem die sexuell reifen Fische lebten.
Zunächst vermuteten die Wissenschaftler hinter dem Effekt Geschlechtshormone wie Testosteron oder Estradiol. Diese könnten den Fischen als so genannte Pheromone dienen und als Duftstoffe die entsprechenden Signale zwischen den Tieren übermitteln. In Experimenten zeigten die geruchsempfindlichen Sinneszellen der Tiere jedoch keine Reaktion auf speziell diese Substanzen.
Generell konnten die Forscher jedoch eine Reaktion der Sinneszellen auf Wasser beobachten, in dem sexuell reife Tiere gelebt hatten. Die Forscher schließen daraus, dass es sich tatsächlich um einen Duftstoff handeln muss. Am empfindlichsten reagierten die Sinneszellen, wenn die reifen Tiere gerade ihren Eisprung hatten oder wenn die Spermienproduktion gerade begonnen hatte. Die Forscher hoffen, die verantwortlichen Pheromone nun in weiteren Studien aufzuspüren.
Mar Huertas (Zentrum für Aquakultur, Tarragona) et al.: General and Comparative Endocrinology, Bd. 147, S. 304 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald