Feldhamster und andere Nager gruben durch ihr ständiges Wühlen die oberen Erdschichten um. Deren wiederverfüllte Baue – Fachleute nennen sie Krotowinen – prägen bis heute den Untergrund. Die Vierbeiner indes waren nur für den groben Anteil der Schwarzerdeherstellung verantwortlich; die Feinarbeit erledigten hauptsächlich die Würmer. Sie verfrachteten das in die Hamsterbehausungen hineingelangte organische Material in ihre eigenen Röhrchen und sorgten so für eine noch gründlichere Verteilung. Bis zum fertigen Tschernosem.
Der Großteil der Schwarzerde entstand wahrscheinlich im Anschluss an die letzte Eiszeit, als auch in Mitteleuropa ein eher trockenes Kontinentalklima herrschte. Der damit verbundene Niederschlagsmangel unterband in weiten Gebieten den Waldwuchs, stattdessen breiteten sich Gras- und Baumsteppen aus. Die Zusammensetzung der Vegetation spielt eine wichtige Rolle, erklärt Dana Pietsch. Wald bringt nur selten Tschernoseme hervor, es braucht in erster Linie Grasland.
„Schwarzerde ist ein Ökosystem an sich“, meint die Forscherin. Dessen Dynamik erhält die Fruchtbarkeit des Bodens.